2) Gibt es Inschriften auf oder an den Überresten?
Die Begutachtung der schriftlichen Dokumente an oder auf den Überresten ist dabei streng genommen nicht einmal Teil der biologisch-naturwissenschaftlichen Analyse der Überreste, sondern kann auch zu der historischen Analyse gezählt werden, die in der interdisziplinären Provenienzforschung unverzichtbar ist. Ohne ausreichende historische Rekonstruierung können auch die anthropologischen Methoden wenig Aussagekraft haben. Dabei sind besonders die Informationen am wichtigsten, die den menschlichen Überresten sowohl räumlich als auch zeitlich am nächsten sind: eine Inschrift direkt auf einem Knochen kann aufschlussreicher sein als ein Eintrag in einer Sammlungschronik. Auch wenn mehrere unbekannte Überreste vorhanden sind, können Ähnlichkeiten in der Beschriftung oder dem Labeln wertvoll sein, um eine gemeinsame Herkunft der Subjekte zu begründen. Bei Beschriftungen oder Einträgen spielt eine gewisse Quellenkritik eine wichtige Rolle – wer könnte die Beschriftung vorgenommen haben und mit welcher Intention? Aus welcher Zeit könnten sie stammen (z.B. anhand spezieller Wortwahl oder geografischer Bezeichnungen) und welche Glaubenssätze und Vorurteile könnte der Verfasser gehabt haben?