Springe direkt zu Inhalt

Neue, vielversprechende Wege im Kampf gegen Viren

Wirkmechanismus des neuen Verfahrens, das durch molekulare Selbstorganisation die Reproduktion von Viren im menschlichen Körper hemmen kann.

Wirkmechanismus des neuen Verfahrens, das durch molekulare Selbstorganisation die Reproduktion von Viren im menschlichen Körper hemmen kann.
Bildquelle: Forschungsteam / Jörg Rademann

News vom 12.05.2021

Forscherinnen und Forscher vom Pharmazeutischen Institut der Freien Universität Berlin haben in Zusammenarbeit mit der Katholieke Universiteit Leuven ein neues Verfahren entdeckt, antivirale Wirkstoffe für Medikamente zu entwickeln. Das Forschungsteam untersuchte Virusproteine, die für das Überleben und die Vervielfältigung von Viren in menschlichen Zellen verantwortlich sind. Dabei konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Mechanismus identifizieren, der in der Lage ist, molekulare Bausteine zu einem wirksamen Hemmstoff zusammenzusetzen. Die kleinen Molekülbausteine docken dabei an das Viruseiweiß an und werden dadurch sogleich zu einem Wirkstoff zusammengefügt, der das Viruswachstum in der infizierten Zelle blockiert. Der Vorgang kann nach Einschätzung der Forscher als Grundlage für die Entwicklung von neuartigen Medikamenten dienen. Auch die Verbreitung von Coronaviren im Körper ließe sich durch das Verfahren möglicherweise erfolgreich minimieren. Die Studienergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ veröffentlicht.

„In der Bekämpfung der Corona-Pandemie liegen große Hoffnungen auf der massenhaften Verabreichung von Impfstoffen. Vernachlässigt wurde jedoch die Entwicklung von Medikamenten gegen das Virus“, erläutert Prof. Dr. Jörg Rademann, Professor für Medizinische Chemie an der Freien Universität Berlin und Mitautor der Studie. Dabei gebe es gute Argumente dafür, dass der entdeckte Wirkmechanismus auch bei neu auftretenden Virusvarianten und -mutationen erfolgreich bleibe und die Verbreitung von Viren hemmen könne. Das innovative Verfahren beruhe auf einem natürlichen biochemischen Prozess, der vermutlich auch während der Entstehung des Lebens bedeutsam gewesen sei, führt der Chemiker weiter aus. „Dadurch erhalten wir auch einen Einblick in die Vorgänge der molekularen Selbstorganisation, die bereits in der noch nicht belebten, präbiotischen Welt eine Rolle gespielt haben dürften.“

Publikation

Carolin Tauber, Rebekka Wamser, Christoph Arkona, Marisa Tügend, Umer Bin Abdul Aziz, Szymon Pach, Robert Schulz, Dirk Jochmans, Gerhard Wolber, Johan Neyts, Jörg Rademann (2021). Chemical evolution of antivirals against enterovirus D68 through protein-templated Knoevenagel reactions, Angewandte Chemie International Edition 2021, 60, pp-pp. https://doi.org/10.1002/anie.202102074.

Kontakt

Prof. Dr. Jörg Rademann, Institut für Pharmazie an der Freien Universität Berlin, Telefon: 030/838-53272, E-Mail: joerg.rademann@fu-berlin.de