Was ist wissenschaftlicher Rassismus?
Bei den meisten bioethischen Themen ist es nahezu unmöglich, klare Linien zu ziehen und einzelne Bereiche voneinander abzugrenzen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei dem Thema scientific racism (wissenschaftlich begründeter Rassismus). In vielen Themen, die hier in der Toolbox zu finden sind, lassen sich die Auswirkungen von scientific racism wiederfinden: Sei es in kolonialen Kontexten bei menschlichen Überresten in Sammlungen, problematischen Forscher*innen oder der Vermessungsmethoden menschlicher Schädel.
Im Grunde genommen ist wissenschaftlich begründeter Rassismus eine kategorische und hierarchische Einteilung der Menschen, die mit biologischen Argumenten, wie Evolution oder Genetik, begründet wird und für Rassisten "naturgegeben" ist (1). Daraus entsteht die strukturelle Diskrimminierung bestimmter Menschengruppen, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Aus heutiger Sicht und mit dem Wissen über die Auswirkungen dieser Theorien scheint es völlig absurd, solche Gedanken überhaupt wissenschaftlich zu nennen oder auch nur daran zu glauben. Dennoch war es über mehrere Jahrhunderte eine populäre und hoch angesehene Praxis, die in ganzen Instituten und Forschungen mündete (18) und scheint für viele Menschen immer noch zuzutreffen. Mit der modernen Genetik kann mittlerweile bewiesen werden, dass es keine menschlichen “Rassen” gibt. In dem Text über die Populationsgenetik findest du diese Argumente.
Die Texte hier bieten einen Überblick über die bekanntesten Vertreter rassistischer Theorien, die Entstehung der Eugenik und die Auswirkungen des wissenschaftlichen Rassismus bis heute. Dazu sei gesagt, dass es nicht die Entstehung des wissenschaftlichen Rassismus gibt, sondern eine fluide, nicht-lineare Geschichte rassistischer Überzeugungen und Stereotype, die in der Überzeugung westlicher Forschender über ihr Verständnis der Welt gipfelte.
TW: Rassismus, Kolonialismus, Vergewaltigung