2) Genetische Herkunft vs. genetische Ähnlichkeit
Bei der genetischen Ähnlichkeit wird davon ausgegangen, dass zwei Personen, die sich in bestimmten genetischen Markern ähneln, eine ähnliche Herkunft haben können [2]. Die DNA einer Person wird auf Ähnlichkeit mit einer Referenzdatenbank anderer Personen getestet, deren DNA mit Kategorien wie „nigerianisch“, „türkisch“, “deutsch” und ähnlichem gekennzeichnet wurde.
Ebenfalls muss erwähnt werden, dass solche Angaben zur genetischen Herkunft Resultate statistischer Modelle sind. Wer dieses Jahr als 5% finnisch gilt, kann einige Jahre später plötzlich 10% finnisch “sein”. Wie kommts? Neben unterschiedlichen Modellierungsmethoden hängen die Berechnungen auch davon ab, wie viele DNA-Sequenzen zum Vergleich verfügbar sind. Wenn nach einigen Jahren noch mehr DNA-Sequenzen mit dem Label “finnisch” hinzugefügt wurden, so können sich retrospektiv die Berechnungen der eigenen Herkunft verändern. Was die Diversität von Datenbanken angeht wurde bereits kritisiert, dass Forschungsdatenbanken sehr eurozentrisch und somit nicht global-repräsentativ sind [3]. Gleichzeitig gibt es ein großes Interesse an DNA-Sequenzen von nicht-europäischen Personen, wobei dies ebenfalls kritisch im Lichte von ausbeutenden und exotisierenden Forschungsstrukturen und Unrecht betrachtet werden muss [4].
Quellen:
[2] Grahaim Coop, Genetic similarity versus genetic ancestry groups as sample descriptors in human genetics, 2022, arXiv:2207.11595
[3] Popejoy, A. B., & Fullerton, S. M. (2016). Genomics is failing on diversity. Nature, 538(7624), 161–164. https://doi.org/10.1038/538161a
[4] Reardon, S. Navajo Nation reconsiders ban on genetic research. Nature 550, 165–166 (2017). https://doi.org/10.1038/nature.2017.22780