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Projekt Dr. Sarah Huch

Kognitive und affektive Einstellungskomponenten von Schüler*innen zu sexuellen Orientierungen und zum Geschlechtsrollenverständnis als Prädiktoren für Bildungsprozesse im Sinne des Gender-Mainstreaming und Diversity-Ansatzes (Anti-Diskriminierung)

Ein grundlegendes Ziel schulischer Bildung ist es, Schüler*innen bei ihrer Identitätsentwicklung zu unterstützen und im Sinne einer gleichwertigen Vielfalt (Diversity) Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Orientierung und weiteren sozialen Differenzkategorien abzubauen (Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), 2006; Allgemeine Hinweise zu den Rahmenplänen für Unterricht und Erziehung in der Berliner Schule A V 27, Sexualerziehung, 2001; RLP Biologie 2017). Zusätzlich soll die Bewertungskompetenz der Schüler*innen gefördert werden (KMK 2004).

Da die Einstellungen der Schüler*innen einen wichtigen Ausgangspunkt für die Verhaltensorientierung und die Entwicklung ethischer Bewertungskompetenz bilden, ist deren Kenntnis von entscheidender Bedeutung, um einen verantwortungsvollen Umgang mit verschiedenen sexuellen Orientierungen zu ermöglichen und Mobbing von gleichgeschlechtlich Orientierten zu vermeiden. Das Forschungsprojekt, gefördert durch ein Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin zur Förderung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses, erfasst qualitativ und quantitativ Einstellungen (kognitive und affektive Komponenten) von Schüler*innen zu sexuellen Orientierungen und zum Geschlechtsrollenverständnis (Huch & Krüger 2008; 2009). Die in einer qualitativen Erhebung (Huch & Krüger 2008; Huch & Krüger 2009) identifizierten traditionell-biologistisch-, religiös-, egalitär- und dekonstruktivistisch-orientierten Einstellungsausprägungen, sowie die erhobenen emotionalen Aspekte führten zur Konstruktion eines geschlossenen Messinstruments mit Skalen zur Messung kognitiv- und affektiv-orientierter Einstellungskomponenten. Bundesländerübergreifend kam der testtheoretisch überprüfte Fragebogen bei 1.151 Schüler*innen der 8./9. Jahrgangsstufe zum Einsatz. Die Ergebnisse dieser Studie geben Aufschluss über die affektive Bewertung Jugendlicher gegenüber sexuellen Orientierungen sowie deren Einflussfaktoren und die Zusammenhänge mit kognitiven Einstellungen (Varianz-, Cluster-, Regressionsanalysen). Es wird deutlich, dass affektiv ablehnende Einstellungen gegenüber gleichgeschlechtlich Orientierten unter Jugendlichen weit verbreitet sind und dass die Toleranz zunehmend auf Grenzen stößt, wenn es um gleichgeschlechtlich Orientierte im engen Freundeskreis oder in der Familie (Huch 2015) geht. Darüber hinaus sind Schüler*innen mit einer affektiv ablehnenden Einstellung häufiger traditionell-biologistisch- oder religiös-orientiert eingestellt. Im Gegensatz dazu, zeigen Schüler*innen mit einer affektiv zustimmenden Einstellung häufiger egalitär- oder dekonstruktivistisch-orientierte Einstellungen.

Ziel ist es, mit den gewonnenen Erkenntnissen Lernangebote zu entwickeln, die zeigen, mit welchen Einstellungen und emotionalen Vorbehalten Lehrer*innen im Unterricht zu rechnen haben, und die helfen, im Sinne des Gender Mainstreaming, zur Akzeptanz verschiedener sexuellen Lebensformen beizutragen (Huch & Krüger 2010; Huch 2017).

 

Projekt: Sexuelle Vielfalt und Diversity in der Ausbildung von Lehrkräften

Auftraggeber: Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Sarah Huch

Viele Lehrer*innen und Pädagog*innen sind sich unsicher und wissen nicht, wie sie Themen zur geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt im Unterricht umsetzen können und wie sie, ihrem Erziehungsauftrag folgend, die Identitätsbildung der Schüler*innen unterstützen können. Umso wichtiger ist es, angehende Lehrer*innen während ihres Hochschulstudiums mit geeigneten Modulen zu qualifizieren. 2009 hat das Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen, dass in der ersten Phase der Lehramtsausbildung angehende Lehrer/-innen zum pädagogischen Umgang mit sexueller Vielfalt und Diversity befähigt werden sollen (Beschluss 3, Initiative Akzeptanz sexueller Vielfalt / Aktionsplan gegen Homophobie. Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses vom 2.4.2009). Da eine verpflichtende Verankerung von Sexualbildung mit intersektionaler Perspektive bisher in den Studien- und Prüfungsordnungen der Hochschulen fehlt, werden in Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und den Berliner Hochschulen Möglichkeiten einer Implementation ausgelotet,  entwickelt und umgesetzt.