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Elisabeth-Schiemann-Hörsaal

Der Große Hörsaal der Pflanzenphysiologie - der wichtigste Ort in den ersten Semestern der Biologie-Studis - wurde im Gedenken an Elisabeth Schiemann nach dieser außergewöhnlichen und bewundernswerten Frau benannt. Auch wenn die erste Idee hierzu von den Dozierenden kam (hier gebührt vor Allem Prof. Schmülling Dank), haben sich die Studierenden der FSI Biologie dafür stark gemacht, den Hörsaal nach Schiemann zu benennen. Weswegen für uns Elisabeth Schiemann die passende Namensgeberin für unseren Hörsaal ist, lässt sich am besten anhand ihres erstaunlichen Lebens nachvollziehen.

Elisabeth Schiemann

Bild: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft

Elisabeth Schiemann - Pflanzengenetikerin und Gerechte unter den Völkern

Lebensstationen:

  • 1908 – Studium an der Berliner Universität als eine der ersten Frauen
  • 1912 – Promotion bei Erwin Baur
  • 1914-1931 Assistentin am neuen Institut für Vererbungsforschung der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin
  • 1924 – Habilitation an der Landwirtschaftlichen Hochschule
  • 1931 – Umhabilitation an die Philosophische Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität
  • 1931-1943 – Gastwissenschaftlerin am Botanischen Museum und Garten in Dahlem
  • 1932 – "Entstehung der Kulturpflanzen", internationales Standardwerk der Kulturpflanzenforschung
  • Ab 1933Gegnerin des Nationalsozialismus, gemeinsam mit ihrer Schwester Gertrud versteckte sie Juden in ihrer Wohnung und organisierte weitere Verstecke
  • 1940 – Entzug der Lehrberechtigung wegen politischer Unzuverlässigkeit
  • 1943-1945 – Leiterin einer Abteilung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (Wien/Berlin)
  • 1946-1949 – Professorin für Genetik und Geschichte der Kulturpflanzen an der wiedereröffneten Berliner Universität
  • 1949-1956 – Leiterin einer Forschungsgruppe der Deutschen Forschungshochschule bzw. der Max-Plank-Gesellschaft in Berlin-Dahlem
  • 1953 – Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
  • 1954 – Bundesverdienstkreuz
  • 1954 – Ehrenmitglied der Botanischen Gesellschaft Frankreichs
  • 1956 – Mitglied der Leopoldina
  • 1959 – Darwin-Plakette der Leopoldina
  • 1961 – Ehrenpromotion der TU Berlin
  • 2014 – Ehrung als "Gerechte unter den Völkern" durch Yad Vashem

Elisabeth Schiemann (1881-1972) war eine der ersten Frauen, die im damaligen Deutschland studieren konnten. Ebenso war sie unter den ersten Wissenschaftlerinnen, die die Möglichkeit hatten, zu promovieren. Zu ihren Forschungsthemen gehörte die Geschichte der Kulturpflanzen und die Genetik der Pflanzen. Als Genetikerin bezog sie früh Stellung gegen die unwissenschaftlichen Rassentheorien der Nationalsozialisten. Im Rahmen ihres Engagements in der Bekennenden Kirche in Dahlem verfasste sie 1935 Rasse und Volk, biologisch gesehen, ein Leitfaden zur Genetik, in dem sie klarstellte: "Die Reinerhaltung der menschlichen Rasse ist wissenschaftlicher Unfug..." Als die Lage der Juden in Deutschland immer bedrohlicher wurde, half sie Juden bei der Flucht und versteckte weitere Juden in ihrer Wohnung. In zahlreichen Schriften wendete sie sich gegen Antisemitismus und NS-Ideologie und drängte auf klare Stellungnahmen der Bekennenden Kirche gegen das NS-Regime. Weil sie als "politisch unzuverlässig" galt, wurde ihr die Lehrberechtigung entzogen und die Berufung zur Professur versagt. Trotzdem gab sie nicht nach und bezog weiter Stellung gegen das Terrorregime der Nazis. Ihr Mut, der sie leicht das Leben hätte kosten können, wurde erst spät gewürdigt. 2014 wurde sie in Yad Vashem zur Gerechten unter den Völkern erklärt.

Elisabeth Schiemann

Gertrud und Elisabeth Schiemann (rechts) mit den von ihnen geretteten Schwestern Andrea und Valerie Wolffenstein.

Bild: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Weitere Informationen zu Elisabeth Schiemann:

Fachschaftsinitiative Biologie