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„Von Herzen: Danke!“

Am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie wurden die Preise für gute Lehre 2025 verliehen

Noch bevor der Grill beim Sommerfest des Fachbereichs so richtig heiß lief, gab es für einige Lehrenden schon einen Grund zum Anstoßen: Sie wurden von den Studierenden mit dem Preis für gute Lehre geehrt.

Jedes Jahr starten die Fachschaftsinitiativen eine Umfrage unter den Studierenden ihres Fachs. Dabei dürfen alle nominiert werden, die lehren – egal ob Professor*in, Tutor*in oder wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in. Die Ergebnisse landen in der Fachschaft, dort wird diskutiert und entschieden. Der Fachbereich Biologie, Chemie und Pharmazie sponsert das Preisgeld, lässt den Studierenden aber freie Hand bei der Auswahl.

Zur Preisverleihung gehörte natürlich auch eine Laudatio. Die hielten Studierende, die aus den Umfragekommentaren zitierten und von ihren eigenen Erlebnissen mit den Lehrenden erzählten – mal witzig, mal rührend, aber immer ehrlich.

Biochemie

Preis für gute Lehre der Biochemie für Cüneyt Pagel

Preis für gute Lehre der Biochemie für Cüneyt Pagel
Bildquelle: Martina Sick

Jonas Lehmann von der FSI Biochemie stellte den Preisträger der Biochemie vor: Cüneyt Pagel. Vier Semester lang war er Tutor für das Modul Biochemie 1, inzwischen betreut er den Kohlenhydrate-Teil des biochemischen Blockpraktikums. Der Preisträger versteht es, selbst komplexe Inhalte klar und verständlich zu erklären. Dabei schafft er eine Atmosphäre des Respekts und Vertrauens, in der Fehler nicht nur erlaubt, sondern als Teil des Lernens willkommen sind. Zusätzlich organisierte er freiwillige Seminare an Samstagen, um seinen Kurs optimal auf die Klausuren vorzubereiten. Doch was ihn besonders auszeichnet, ist seine Wertschätzung für alle, mit denen er arbeitet. „Im Namen aller Studierenden, denen du in schwierigen Phasen des Studiums neue Freude am Lernen geschenkt hast, sage ich von Herzen: Danke!“

Raum zum Wachsen bekommen

In seiner Dankesrede blickte Cüneyt Pagel auf seinen eigenen Werdegang zurück: Nach einem Kombi-Bachelor in Chemie und Biologie an der Humboldt-Universität entschied er sich für ein zweites Bachelorstudium: Biochemie an der FU Berlin. „Ich war sehr überrascht von dem Geist an dieser Universität, von dem Miteinander und den großartigen Menschen, mit denen ich hier zusammenarbeiten darf.“ Er habe Raum zum Wachsen bekommen und sei dankbar für diese Chance. „Bei meinem ersten Tutorium war ich sehr aufgeregt und hatte große Angst. Jetzt kann ich sagen, dass es nicht schlimm ist, auch mal Angst zu haben. Aber ich hoffe natürlich, dass ich selbst einen Raum schaffen kann, in dem die Studierenden möglichst wenig Angst haben.“

Chemie

Preis für gute Lehre der Chemie für Dr. John Molloy

Preis für gute Lehre der Chemie für Dr. John Molloy
Bildquelle: Jonathan Heyd

„Der Pokal für die gute Lehre in der Chemie ist heute leider nicht hier“, sagte Christoph Schulz von der FSI Chemie: Er steht noch im Büro des Preisträgers von 2024, Dr. John Molloy. Das sei aber nicht weiter schlimm, fügte er hinzu, denn Molloy habe den Preis in diesem Jahr ohnehin wieder gewonnen. Leider könne auch der Preisträger selbst nicht anwesend sein, da er erkrankt sei. 

John Molloy hat in diesem Semester – sehr spontan – erstmals die Vorlesung „Organische Synthese-Chemie und Synthese-Planung“ im Bachelorstudiengang übernommen. Es gelang ihm, so die Laudator*innen der FSI Chemie, die Konzepte der organischen Chemie klar zu strukturieren und die Grundlagen verständlich zu vermitteln, ohne Wesentliches auszulassen. Er vermied es, die Studierenden mit einer Flut von Namensreaktionen zu überfordern oder bloß Fakten aufzuzählen. Stattdessen verknüpfte er die Inhalte und stellte die Teilgebiete in einen größeren Zusammenhang.

Beantwortet Nachfragen mit unendlicher Geduld

In den Übungen gab er stets einen Ausblick darauf, wohin die Reise gehen könnte und wie sich das Gelernte später anwenden lässt. John Molloy ist außerdem aufrichtig, freundlich und nahbar und beantwortet Nachfragen mit unendlicher Geduld. Er kümmert sich nicht nur darum, dass die Studierenden die Klausur bestehen, sondern auch darum, dass sie das Wissen wirklich begreifen und mitnehmen.

In seinem von der FSI vorgetragenen Grußwort dankte der schottische Preisträger den Studierenden für ihre Geduld mit seiner Aussprache. Im vergangenen Semester sei er vom Englisch mit schottischem Akzent zum Deutsch mit Akzent gewechselt – ein Fortschritt, wie er anmerkte. Trotz der weiten Anreise aus Potsdam-Golm unterrichte er mit Freude und helfe den Studierenden gern, die komplexen Probleme der organischen Chemie zu verstehen.

Pharmazie

Preis für gute Lehre der Pharmazie für Prof. Dr. Timo Niedermeyer

Preis für gute Lehre der Pharmazie für Prof. Dr. Timo Niedermeyer
Bildquelle: Jonathan Heyd

„Ich hätte meine Rede gern so begonnen, wie Herr Niedermeyer seine Vorlesung am Donnerstagmorgen: Er kommt lächelnd herein, lehnt sein Fahrrad in die Ecke – und legt los“, sagt die Laudatorin von der Fachschaftsinitiative Pharmazie.

Seine positive Ausstrahlung und sein Engagement für die Studierenden sind sicher nicht die einzigen Gründe, warum er in der Umfrage als „bester Prof überhaupt“ bezeichnet wurde. Ob zu Hause vor dem Laptop oder live in der Vorlesung – seine Vorträge sind informativ, unterhaltsam und gespickt mit Anekdoten und Fun Facts.

Klar strukturiert erklärt er selbst komplizierte Themen verständlich. Dabei hinterfragt er kritisch Gesundheitstrends und fordert die Studierenden auf, es ihm gleichzutun. In jeder Vorlesung fällt mindestens einmal der Satz: „Die Wirksamkeit des Stoffes ist nicht eindeutig belegt.“ Besonders beliebt ist auch seine „aktuelle Minute“, in der er fast immer Neuigkeiten aus der Wissenschaft präsentiert und den Blick über die Pharmazie hinaus weitet. 

Keine Angst vor komplexen Zusammenhängen

„Wir haben die Studierenden gefragt, was sie an der Lehre ihrer Lieblingsdozierenden besonders schätzen. Bei Timo Niedermeyer fiel immer wieder das Wort: ‚alles‘.

In seiner Dankesrede fragte sich der Preisträger, warum gerade er den Preis erhalte, wo doch viele andere Dozierende sich ebenfalls stark in der Lehre engagieren. „Dann fiel mir ein: Es sind die Tiervideos! Sich in Pferdemist wälzende Pandabären oder ekstatische Katzen, immer passend zum Thema – ich glaube, das macht den Unterschied“, sagte er. Ihm sei es außerdem wichtig, allgemeinbildende Themen einzubringen. „Wir müssen lernen, Dinge einzuordnen, Bullshit zu entlarven und keine Angst vor komplexen Zusammenhängen zu haben“, betonte er.

Biologie

Preis für gute Lehre der Biologie für Dr. Stefanie Maaß

Preis für gute Lehre der Biologie für Dr. Stefanie Maaß
Bildquelle: Martina Sick

Was ist gute Lehre? Diese Frage stellte sich der Laudator des Biologie-Preises. Gute Lehre, sagte er, gelingt, wenn jemand Zeit, Verstand und Energie darauf verwendet, Wissen verständlich und lebendig zu vermitteln. Jemand, der nicht nur trockene Vorlesungen hält, sondern seine Forschung spannend und motivierend präsentiert. Jemand, der Nähe zu den Studierenden schafft, zugänglich bleibt und mit Empathie und Menschlichkeit überzeugt. All das, so die Studierenden der Biologie, verkörpert Dr. Stefanie Maaß – besser bekannt als Steffi.

Bleibender Eindruck – schon nach kurzer Zeit 

Der Laudator zitierte aus der Umfrage: Steffi habe das Praktikum abwechslungsreich gestaltet, mit nützlichem Wissen gefüllt und die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt – sympathisch, einfühlsam und als eine der besten Dozent*innen, die man an der Uni kennenlernen könne. Mit den meisten Studierenden arbeitet Steffi nur zwei Wochen im Praktikum zusammen. Doch selbst diese kurze Zeit hinterlässt offenbar einen bleibenden Eindruck. Der Laudator ergänzte, dass er dies aus eigener Erfahrung nur bestätigen könne.

Die Preisträgerin bedankte sich per Videoschaltung und freute sich, dass sie bei den Studierenden Interesse für Bodenökologie und Bodentierchen wecken konnte.

Biologie Ehrenpreis

Ehrenpreis der Biologie für Dr. Andreas Reinecke

Ehrenpreis der Biologie für Dr. Andreas Reinecke
Bildquelle: Jonathan Heyd

Dr. Andreas Reinecke erhielt den Ehrenpreis der Biologie für sein langjähriges Engagement in der Lehre. „Jahr für Jahr neuen Studierenden die gleichen Themen von Grund auf zu erklären, erfordert nicht nur Ausdauer, sondern auch die Fähigkeit, fachliche Neuerungen aufzugreifen und moderne Lehrmethoden einzusetzen“, betont der Laudator. „Das kostet Zeit und Energie – beides hat Andreas Reinecke stets in seine Lehre investiert.“ Ihm sei es wichtig, alle Studierenden mitzunehmen. Er gibt ihnen mehrere Chancen, sich zu beweisen, auch wenn das manchmal anstrengend ist. „Andreas geht dieses Jahr in den Ruhestand. Die neuen Erstsemester werden leider nicht mehr das Glück haben, von ihm unterrichtet zu werden. Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger wird große Fußstapfen füllen müssen.“ 

Hinter guter Lehre steckt ein ganzes Team

Er nehme den Preis nicht allzu persönlich, sagte Andreas Reinecke in seiner Dankesrede, denn hinter guter Lehre stecke ein ganzes Team von Leuten, die zum Beispiel dafür sorgen, dass Pflanzen und Insekten da sind, dass Praktikumslabore ausgestattet sind und die viele Lehrmaterialien bereits vor seiner Zeit entworfen haben. Diesen Teamgeist werde er auch an Nachfolgende weitergeben.

Preis für geschlechter- und diversitätssensible Lehre

Preis für geschlechter- und diversitätssensible Lehre für Prof. Dr. Jens Rolff

Preis für geschlechter- und diversitätssensible Lehre für Prof. Dr. Jens Rolff
Bildquelle: Martina Sick

Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch der mit 1.000 Euro dotierte Preis für geschlechter- und diversitätssensible Lehre verliehen. Mit dem Preis möchte die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs, Christine Eßmann-Stern, künftig jedes Jahr Hochschullehrer*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen auszeichnen und fördern, die sich in besonderem Maße für Gender- und Diversitätssensibilität in ihren Arbeitsgruppen engagiert haben. Erster Preisträger ist der Evolutionsbiologe Prof. Dr. Jens Rolff.

Die Laudatio hielt Anna Sturm, die neue stellvertretende dezentrale Frauenbeauftragte des Fachbereichs. Der Führungsstil von Jens Rolff berücksichtige individuelle Lebensrealitäten und schaffe ein familienfreundliches Arbeitsumfeld, sagte sie. Er reagiere sensibel auf psychische Belastungen seiner Mitarbeiter*innen und stelle den Zusammenhalt der Gruppe in den Vordergrund. Auch bei Auswahlverfahren für Mitarbeiter*innen berücksichtige er individuelle Hintergründe und erhöhe damit die Vielfalt in seinem Team.

„Ich denke, jeder bemüht sich, fair zu sein“, sagte Jens Rolff in seiner Dankesrede. „Aber das ist gar nicht so einfach.“ Man müsse sich und seine Vorurteile regelmäßig selbst hinterfragen und Menschen ihrem Talent und ihrem Enthusiasmus entsprechend fördern.