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Gefahren beim Umgang mit Spritzen

Ein Fehler kann tödlich sein

Insbesondere selbstentzündliche Chemikalien kann man nicht anders als mit Spritzen sicher handhaben. Dennoch gibt es Gefahren:

Problem 1: Der Kolben wird zu weit herausgezogen

Angenommen, Sie nehmen eine 20-ml-Spritze, um 20 ml abzumessen. Sie müssen den Kolben dann ganz weit herausbekommen. Obendrein ist da ja noch die Gasblase, die mal das Totvolumen der Spritze war. Vielleicht ziehen Sie ja deswegen noch ein Stückchen weiter ...

Nehmen Sie an, das Entnahmegefäß ist plötzlich leer, oder die Kanüle rutscht etwas zu hoch. Plötzlich wird Gas angesaugt. Was eben noch elend langsam ging, geht jetzt plötzlich ganz leicht:

Popp - ist der Kolben aus der Spritze herausgerutscht!

Die Flüssigkeit im Bild ist nur verdünnte Tinte. Was aber, wenn Sie eine ätzende Substanz in der Spritze haben, die sich jetzt über Ihre Arme verteilt? Was ist, wenn es sich um eine selbstentzündliche Substanz handelt? Sie selbst stehen dann sofort in Flammen. Das ist kein Spaß, vielmehr ist 2009 ist ein Unfall dieser Art tödlich verlaufen!

Abhilfe:

  • Sie sollten Spritzen nicht weiter als bis zur Hälfte befüllen. Nur ganz kleine Spritzen bis ca. 2 ml können sie weiter aufziehen.
  • Wenn Sie unter inerten Bedingungen arbeiten ist es ohnehin falsch, mit dem Spritzenkolben zu saugen. Vielmehr muss das Entnahmebehältnis unter leichten Überdruck gesetzt werden, so dass die Flüssigkeit "freiwillig" in die Spritze aufsteigt.

Problem 2: Eine nicht fest aufgesteckte Kanüle kann beim Herausdrücken wegspringen.

Autsch!

Leider ist das Problem (noch) schlimmer als es in dem Video aussieht. Die Lebenserfahrung lehrt, dass man selbst nass wird, wenn man aus einem Gartenschlauch einen harten Wasserstrahl aus kurzer Entfernung frontal an eine Wand spritzt. Das passiert auch hier. Der Impuls ist zwar erst mal von Ihnen weggerichtet, aber das Zeug findet leicht den Weg zurück - z.B. an Ihre Stirn, von wo es vielleicht an Ihrer Schutzbrille vorbei in Ihre Augen läuft. Sie können dann nur noch zugucken, wie Sie Ihre Sehfähigkeit verlieren.

Man kann dieses Problem auch grundsätzlich umgehen:

Der Stutzen der Spritze, auf den die Kanüle aufgesteckt wird, hat genormte Abmessungen. Heutzutage ist der Luer-Anschluss Standard. Bei der mittleren Spritze ist um diesen konischen Stutzen herum ein Gewinde angebracht, in das die Kanüle wie eine Schraube hineingedreht werden kann. Beachten Sie dazu, dass das Kunststoffende der Kanüle am Ende deshalb nicht rund ist, sondern kantig. Diese Kanten greifen also in das Gewinde hinein. Ein solcher Anschluss heißt "Luer-Lock".

Ist die Kanüle derart gesichert, kann sie natürlich nicht mehr herauspoppen. Das hat freilich auch Nachteile. Wie Sie sehen, ist der Luer-Lock-Anschluss so voluminös, dass er nur mittig angebracht werden kann, wohingegen der einfache Luer-Anschluss auch seitlich angebracht werden kann, was sehr nützlich zum Entfernen der Gasblase des Totvolumens ist. Kann die Kanüle denn überhaupt so leicht herauspoppen?

Wenn Sie sich wirklich Mühe geben, die Kanüle fest aufzustecken, können Sie so stark drücken wie Sie wollen. Sie werden eher die Spritze zerbrechen als dass die Kanüle vorn wegfliegt. Sie können also auch mit Spritzen sicher umgehen, die nur einen einfachen Luer-Anschluss haben, wenn Sie folgende Dinge beherzigen:

  • Sie stecken die Kanüle auf die Spritze, so fest Sie können!
  • Sie sichern die Kanüle beim Herausdrücken der Flüssigkeit mit der zweiten Hand. (Siehe Bild)
  • Sie haben beim Herausdrücken ein bisschen Geduld. Durch einen dünnen Kanülendraht kann nun mal keine Flüssigkeit so schnell auslaufen wie aus einem Becherglas!

Aggressive Substanzen, wie zum Beispiel Brom, sollten Sie nur zum Abmessen kleiner Mengen (< 5 ml) auf Spritzen aufziehen, andernfalls sind übliche Messzylinder geeigneter.

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