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Kurze Geschichte der Angewandten Genetik der FU Berlin

Die Angewandte Genetik im Institut für Biologie der Freien Universität Dahlem blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Der heutige "Altbau" wurde in den Jahren 1922/1923 für das Institut für Vererbungsforschung der Königlich Preussischen Landwirtschaftlichen Hochschule erbaut. Die Hochschule zog 1925 aus der Berliner Innenstadt (heute "Mitte") in das noch ländliche Dahlem um. Das Institut für Vererbungsforschung war 1914 von Erwin Baur, einer der Pioniere der Genetik und einer der führenden Genetiker seiner Zeit, gegründet worden. Es war das erste Institut in Deutschland, in dem die Erkenntnisse der Genetik systematisch für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wurden.

Als Nachfolger von Erwin Baur leitete Hans Kappert von 1930-1957 das Institut und vertrat die "Vererbungs- und Züchtungsforschung" in der Lehre. Hans Kappert, ein Schüler von Correns, verband die Grundlagenforschung mit der Züchtungspraxis. Sein Objekt für die Grundlagenforschung war Matthiola incana, die Levkoje. Die Vererbung einiger damals entdeckter Markergene wird noch heute in einem Feldversuch im Grundpraktikum Genetik untersucht. 1932 wurde das Institut als Teil der Landwirtschaftlichen Hochschule in die Berliner Universität eingegliedert, nach der Teilung Berlin gehörte es zunächst noch zur Ostberliner Humboldt-Universität. 1951 wurde durch eine kleine "Studentenrevolte" erreicht, daß die Dahlemer landwirtschaftlichen Institute an die Technische Universität angeschlossen wurden.

Von 1958-1974 leitete Walther Hoffmann das Institut. Unter seiner Leitung wurden u.a. breit angelegte Forschungsprogramme zu Neuzüchtungen von Gerste und Radieschen und neuartigen Kombinationen von Raps- und Weizengenomen durchgeführt. In seiner Amtszeit wurde das Institut 1972 nach dem Willen aller Mitarbeiter dem Fachbereich Biologie der Freien Universität angeschlossen, um dort das Lehrgebiet Angewandte Genetik zu vertreten. Von 1974-1989 wurde das Institut von einem Direktorium geleitet, das aus Professoren, wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten bestand. 1989-1998 leitete Otto Schieder das Institut, der 1984 für das Gebiet Somatische Zellgenetik berufen worden war. Mit dieser Ausrichtung wurden Zellhybriden und die genetische Transformation als neue Methoden der Pflanzenzüchtung eingeführt. Um den Bedürfnissen der neuen Arbeitschwerpunkte gerecht zu werden, wurde 1990 der "Neubau", ein modernes Laborgebäude, eingeweiht. Als Nachfolger von Otto Schieder wurde 2001 Thomas Schmülling vom Tübinger Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen berufen. Mit der Einrichtung eines Lehrstuhls für Molekulare Entwicklungsbiologie der Pflanzen wurde eine neue grundlagenorientierte Fachrichtung gewählt. Diese Entwicklung wurde fortgesetzt mit der Berufung von Reinhard Kunze (2003) auf die Professur für Molekulargenetik der Pflanzen.

Die Informationen stammen aus dem Beitrag "Die Geschichte des Instituts für Angewandte Genetik der FU" von Prof. G. Linnert im Jubiläumsheft "75 Jahre Institut für Angewandte Genetik" (Berlin 1990).

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