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Schutzhandschuhe

Schutz oder Selbsttäuschung?


Nitrilhandschuh nach Eintauchen des Mittelfingers in Aceton. Der Mittelfinger ist deutlich aufgequollen. (Beachten Sie die jetzt deutlich höhere Dicke des noch vorhandenen Stumpfes.) Das Material lässt sich jetzt leicht mit der Hand in kleine Stückchen zerreissen.
Jeweils die Mittelfinger von Einmal-Handschuhen aus Nitril bzw. Latex werden für einige Minuten in Aceton bzw. in Cyclohexan eingetaucht. Der in Aceton eingetauchte Nitrilhandschuh ist danach deutlich angegriffen, der Latexhandschuh dagegen unversehrt. In Cyclohexan ist umgekehrt der Latexhandschuh unbeständig, während der Nitrilhandschuh unversehrt bleibt.

Lernziel:

Den universell geeigneten Schutzhandschuh gibt es nicht. In einem Praktikum, bei dem hunderte von Chemikalien verwendet werden müssen, wird man Kompromisse schließen müssen. In der Regel ist ein kurzfristig wirksamer Spritzschutz vollkommen ausreichend. Billigere Handschuhe sind besser als teure, weil sie leichteren Herzens weggeworfen werden, wenn sie kontaminiert sind. Über im Einzelfall unzureichende Resistenzdauern werden die Praktikanten durch das Versuchsskript unterwiesen. Dies stellt sicher, dass es durch mündliche Unterweisungen nicht vergessen werden kann.

Weitere Hinweise:

Man kann reden, so viel man will - es passiert immer wieder: Praktikanten nehmen nicht den richtigen, sondern einfach irgendeinen Handschuh. Beliebt sind wegen des höheren Tragekomforts vor allem die Einmalhandschuhe, obwohl gerade diese wegen der dünnen Wandstärke bei mangelnder Chemikalienresistenz besonders kritisch sind. Einmal mehr bewährt sich hier der Umgang mit farbigen Substanzen, da man es hier deutlich sieht, wenn der Handschuh etwas durchgelassen hat.

Einmalhandschuhe werden im Praktikum rar gehalten, um die Verwendung von Handschuhen mit "normaler" Wandstärke zu erzwingen. Ausnahme ist die Verwendung von zwei Paar übereinandergetragener Handschuhe:

Bei mangelhafter Resistenz des Handschuhmaterials kann man die Schutzwirkung stark verbessern, indem man über einen Einmalhandschuh einen weiteren Handschuh anzieht. Zweckmäßig wird dies bei einem Versuch trainiert, bei dem ein entsprechender Gefahrstoff verwendet oder erhalten wird. (z.B. Umgang mit Anilin) Bedarfsweise lassen sich dabei auch verschiedene Materialien kombinieren. Die Verbesserung der Schutzwirkung ist aber auch bei einfachen Latexhandschuhen durchgreifend. Allerdings ist die Performance nicht besonders gut, denn es ist ziemlich fummelig, den zweiten Handschuh über den ersten zu bekommen. Das Verfahren eignet sich deshalb vor allem dann, wenn diese Aktion nur ein- oder wenigstens nur wenige Male notwendig ist, also wenn z.B. ein Hautgift als Edukt in eine Reaktionsapparatur eingefüllt wird und dort zu einem weniger hautproblematischem Stoff abreagiert.
Anregungen und Kritik
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