Phasen aus dem Scheidetrichter ablassen
Es ist wie beim Titrieren: Zu viel ist schlecht, zu wenig ist auch schlecht.
Zum Trennen der Phasen können Sie immer nur die untere Phase ablassen. Ist die obere Phase mehrmals auszuschütteln, haben Sie Glück. Sie können Waschlösung ablassen, frisches Lösemittel in den Scheidetrichter geben und erneut schütteln. Soll hingegen die unter Phase mehrmals ausgeschüttelt werden, müssen Sie zunächst die untere Phase in einem eigenen Gefäß separieren, dann die obere Phase entfernen und die zuerst separierte Phase erneut in den Scheidetrichter geben. Erst dann können Sie mit frischen Lösemittel versetzen und erneut schütteln.
Im folgenden Video wird versucht abzulassen, aber es funktioniert nicht. Es läuft immer ein bisschen Flüssigkeit unten heraus und dann blubbert in Gegenrichtung eine Luftblase in den Trichter hinein. Die getrennten Phasen drohen sich wieder zu vermischen.
Haben Sie den Fehler schon bemerkt? Wenn Flüssigkeit aus dem Scheidetrichter auslaufen soll, muss Luft nachströmen können. Das kann Sie nur, wenn Sie den oberen Stopfen entfernen:
Na also! Geht doch!
Nun wieder die spezifischen Probleme! Zuerst der kugelförmige Scheidetrichter. Er hat leider am unteren Rand eine Verdickung, die zu Lichtbrechungen führt. Das bedeutet, dass Sie beim Ablassen einen Augenblick lang die Phasengrenze nicht erkennen können.
In dem Video macht das nichts, weil die eine Phase ja gefärbt und die andere farblos ist. In der Realität sind aber in der Regel beide Phasen farblos. Tatsächlich sieht es also einen Augenblick lang so aus, als gäbe es im Scheidetrichter nur eine einzige Phase. Daran gewöhnen Sie sich schnell, aber bei den ersten Malen werden Sie Ihren Mut zusammen nehmen müssen, um einfach weiter abzulassen, obwohl Sie "nichts" sehen können. Keine Angst - es wird auch dann so sein, wie hier im Video: Die 'verschwundene' Phasengrenze wird rechtzeitig wieder sichtbar.
Wie weit wird abgelassen?
Im ersten Bild ist zu früh abgedreht worden. Zwischen den beiden grünen Linien steht noch etwas von der abzutrennenden Phase.
Im nächsten Bild ist es besser: Die obere Phase steht direkt über dem Hahnkükeneingang. Soll die obere Phase mehrfach ausgeschüttelt werden, ist jetzt der richtge Zeitpunkt, abzudrehen.
Wollen Sie hingegen z.B. beim letzten Waschvorgang das Waschwasser möglichst vollständig abtrennen, so lassen Sie die obere Phase auch noch in die Hahnkükenbohrung einströmen. Auf dem folgenden Bild sehen Sie, dass die obere Phase die Hahnkükenbohrung schon fast ausfüllt (Pfeil). Das wäre in diesem Fall der richtige Zeitpunkt abzudrehen.
Nun noch ein Problem, dass nur den kegelförmigen Scheidetrichter betrifft. Er hat ein relativ enges Auslaufrohr, bei dem es passieren kann, dass die abgelassene Flüssigkeit nicht aus dem Rohr ausläuft, sondern dieses gänzlich füllt. Vor allem dann, wenn eine wässrige Phase in einem durch vorherigen Kontakt mit organischem Material hydrophobisiertem Auslaufrohr ablaufen soll, ist damit zu rechnen. Wenn Sie, wie voranstehend beschrieben, die Phasengrenze bis in das Hahnküken hinein ablassen, haben Sie das Problem, dass die obere Phase beim Ablassen erst noch die gesamte im Auslaufrohr befindliche untere Phase vor sich herschiebt, bevor sie selbst aus dem Auslaufrohr austritt. Das macht eine exakte Trennung der Phasen schwer bis unmöglich.
Die Lösung des Problems ist so einfach wie banal. Alle Phasen nach unten abzulassen ist zwar schön bequem, aber statt die obere Phase ebenfalls unten abzulassen, können Sie sie ebenso gut auch durch die obere Einfüllöffnung ausgießen. Die einzige Mehrarbeit besteht darin, dass Sie dazu den Scheidetrichter ausspannen müssen.
Regel: Ist das Auslaufrohr nach dem Ablassen der unteren Phase leer, können Sie die obere Phase auch nach unten ablassen. Steht dort hingegen noch Flüssigkeit, spannen Sie den Scheidetrichter aus und gießen Sie über die obere Einfüllöffnung aus!