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Verhalten nach Bruch eines Thermometers

Es ist OK, wenn Sie als allererstes "Sch..." rufen, aber danach muss es kompetent weitergehen.

Welche Farbe hatte die Flüssigkeit, insbesondere die Kugel unten im Thermometer? Wenn sie bunt war, handelt es sich um Alkohol und Sie müssen sich nur um die Beseitigung der Scherben kümmern. War sie metallisch-silbrig, handelt es sich um Quecksilber. Sie sterben jetzt nicht gleich, bloß weil sie ein bisschen Quecksilber verteilt haben, aber es wäre ungesund, sich dem auf Dauer auszusetzen, weshalb das gesamte Quecksilber aufgenommen und beseitigt werden muss. Alle weiteren Hinweise beziehen sich auf jetzt verteiltes Quecksilber.

  1. Sperren Sie den betroffenen Bereich ab! Insbesondere hat niemand mehr über betroffene Bodenbereiche zu laufen. Organisieren Sie Wachposten, verbarrikadieren Sie die Stelle mit Laborhockern - lassen Sie sich etwas einfallen!
  2. Geben Sie sich Mühe, den betroffenen Bereich abzugrenzen. Die Grenze ist nicht dort, wo es unappetitlich wird weiterzusuchen, z.B. unter den Schränken) sondern es ist das am weitesten weggerollte Quecksilberkügelchen, was diese Grenze markiert. Die kinetische Energie des Quecksilbers kann beträchtlich sein. Rechnen Sie bei einem auf den Boden gefallenem Thermometer mit einem Radius von bis zu 2 m!
  3. Fegen Sie das Quecksilber zusammen. Auf dem Boden in der Regel (!) auf Verdacht auch unter den Schränken! Beschränkt sich das Malheur auf einen kleineren Bereich der Arbeitsfläche, stehen in Raum 31.02 kleinere Bürstchen zur Verfügung. In aller Regel haftet danach nichts von dem Quecksilber an den verwendeten Besen oder Bürsten, weshalb diese anschließend weiter verwendet werden können.
  4. Sie müssen jetzt entscheiden, ob der zusammengekehrte Haufen aus aus einem Gemenge besteht, aus dem Sie das Quecksilber quantitativ heraussammeln können, oder ob es sich um einen Haufen undifferenzierten Bodenkehricht handelt, indem Sie unter anderem und überall ein paar Quecksilberkügelchen sehen.
  5. Handelt es sich um undifferenzierbaren Bodenkehricht, so wird der gesammte Kehricht mit einem Kehrblech (Berliner sagen "Müllschippe") aufgenommen und als quecksilberhaltiger Bodenkehricht entsorgt. (Entsorgungsgefäß in Raum 31.02). Da die Entsorgungskosten sich nach dem Gesamtgewicht richten, ist es attraktiv, sofern möglich, das Quecksilber quantitativ herauszulesen. Das geht am besten mit einem Stück Zinkblech, welches vor der ersten Verwendung und danach immer dann, wenn es oberflächlich oxidiert ist, mit etwas verdünnter Salzsäure kurz anätzen müssen. Das Zinkblech erhalten Sie im Assistentenraum 31.05. Wenn Sie das Zinkblech an einen Quecksilbertropfen halten, springt dieser unter Amalgambildung "wie magnetisch" auf das Zinkblech. Das Blech überzieht sich mit einem Quecksilberfilm, den Sie durch vorsichtiges Klopfen in das Entsorgungsgefäß für Quecksilber entleeren können.
     
  6. Sehen Sie sich Ihr zerbrochenes Thermometer an. Versuchen Sie - ebenfalls zur Kostenminimierung - quecksilberhaltige Teile von nicht quecksilberhaltigen Teilen zu separieren. Es ist kann durchaus sein, dass ein nachträgliches Zerschneiden des Thermometers dazu vorteilhaft ist.

Gott sei Dank ist die Ansicht, dass man auf verschüttetes Quecksilber schnell noch irgendetwas draufschmeißen müsste (Schwefelpulver, Zinkpulver, am übelsten ist Aktivkohle(!)), fast ausgerottet. Falls es doch noch eine Rest an Personen geben sollte, die Ihnen einen solchen kontraproduktiven Rat geben wollen, verweigern Sie diesen Personen bitte unbedingt die Gefolgschaft.

Alle diese Mittel lösen das Problem nicht sondern bedecken nur das Quecksilber! Weil Sie es nicht mehr sehen glauben Sie, dass das geholfen hat. In Wahrheit haben Sie nur die Kosten in die Höhe getrieben, denn jetzt muss man die teuer eingekauften Chemikalien, die man für nutzbringendere Dinge hätte verwenden können für teures Geld entsorgen.(Quecksilberabfälle können nur unter Tage deponiert werden.) Überdies ist der Aufwand höher, die ganze Schweinerei wieder sauber zu bekommen.


Es gibt mit "Mercurysorb" allerdings ein eigens zur Dekontamination entwickeltes Mittel, welches auf verschüttetes Quecksilber aufgestreut werden muss und dieses in der Tat zuverlässig bindet. Dieses Mittel ist aber auch nicht billig und meistens nicht notwendig.


Bitte verinnerlichen Sie:

Quecksilberabfall ist immer gesondert zu sammeln!

  • Also ist reines Quecksilber gesondert zu sammeln.
  • Quecksilber mit etwas Beimengungen ist auch als Quecksilberabfall gesondert zu sammeln.
  • Quecksilber mit ganz vielen Beimengungen ist ebenfalls  als Quecksilberabfall gesondert zu sammeln.
  • Ein Haufen irgendwelches Zeug, in dem irgendwo ein bisschen Quecksilber steckt, ist auch als Quecksilberabfall gesondert zu sammeln.

Weil insbesondere letzteres nur teuer zu entsorgen ist, vermeiden Sie es Quecksilber unnötig mit anderen Dingen zu vermengen!

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