Thermische Spannungen in Gläsern
Das passiert nicht so ganz schnell, aber wenn es passiert ist, sind die Gläser bruchempfindlich.
Werden Gläser einseitig stark erhitzt oder werden stark erhizte Gläser zu schnell abgekühlt, entstehen thermische Spannungen, die das Glas instabil machen können. Frisch geblasene oder vom Glasbläser reparierte Gläser müssen deshalb "getempert" werden. Man versteht darunter ein längeres Erhitzen des Glases knapp unter den Erweichungspunkt. Das Glas ist dann zwar noch formstabil, aber die Moleküstruktur schon so beweglich, dass sich die Spannungen abbauen können. Wichtig ist die vollkommen gleichmäßige Erwärmung des Glases und das anschließende langsame Abkühlen. Der Glasbläser verwendet dazu große Temperöfen, in die die fertigen Werkstücke verbracht werden.
Glasspannungen können auch im Laborbetrieb entstehen, wenn ein Glas thermisch stark beansprucht wurde. Hilfreich ist es, wenn man entstandene Spannungen sichtbar machen kann, um besser entscheiden zu können, ob ein Glas vor der weiteren Verwendung erst getempert werden muss. Das gelingt leicht, weil unter Spannung stehendes Glas doppelbrechend wird und entsprechende Bereiche zwischen zwei gekreuzten Polarisatoren hell und oft in bunten Farben aufleuchten.
Die einfachste großflächige Lichtquelle, die polarisiertes Licht aussendet, ist ein ganz normaler LCD-Monitor. Man öffnet eine beliebige Anwendung, die eine leere weiße Fläche produziert und hält das zu prüfende Glas dicht vor den Bildschirm. Betrachtet man das Glas nun durch einen Polarisationsfilte (z.B. aus der Spiegelrefexkamera-Ausrüstung), erkennt man die Spannungen klar und deutlich.
Das in der Abbildung gezeigte Werkstück hat der Glasbläser mit Absicht punktuell erhitzt.