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KPG-Rührer

In Vergessenheit geratenes Ungetüm

KPG-Rührer werden heutzutage kaum noch verwendet. Das liegt daran, dass die heutigen Reaktionsansätze durchweg so klein sind, dass sie problemlos mit Magnetrührern gerührt werden können. Dennoch: Wenn einmal z.B. in einem 2-l-Kolben gearbeitet werden muss, gibt es zum KPG-Rührer vielleicht keine Alternative.

Es ist leider so, dass bei nur noch selten genutzten Geräten blitzartig das Know-How verloren geht. Deshalb diese Anleitung!


Der Kpg-Rührer besteht aus der Lagerhülse (oben) und der Rührwelle (unten). Welle und Lagerhülse haben einen Präzisions-Zylinderschliff, weshalb die Welle sich passgenau und dicht in der Lagerhülse drehen kann. Die hier abgebildete Rührwelle hat am Ende zwei bewegliche Teflon-Rührblätter, die bei Drehung infolge der Fliehkraft auffächern und so das Rühren bewirken. Die Länge der Rührwelle muss zur Kolbengröße passen.


In diesem Bild sehen Sie Lagerhülse und Welle auf den Kolben aufgesteckt. Obacht! Bei einem Einhalskolben gäbe es jetzt keinen Druckausgleich mehr! Das oben herausragende Ende der Rührwelle wird durch einen Motor angetrieben. Lesen Sie für die Details die Anleitung! Das wichtigste in Kürze:

  • Die Welle muss gefettet werden - aber NICHT mit Schlifffett, sondern mit Paraffin! Das Schmiermittel muss wenn nötig im Betrieb ergänzt werden.
  • Die Lagerhülse muss abweichend von der üblichen Regelung hier fest eingespannt werden. Andernfalls kann sie aus dem Schliff getrieben werden und Bruch ist die Folge.
  • Das Stück Vakuumschlauch ist eine Sicherheitsmassnahme, damit die Welle, sollte sie sich vom Motor lösen, nicht nach unter fallen und den Kolbenboden durchstoßen kann.

Dieses Bild war mal eine echte vorgefundene Praktikumssituation und zeigt, wie wichtig eine Unterweisung ist. Hier ist fast alles falsch gmacht worden:

  • Der schwere Rührmotor ist an einer waagrechten Stativstange befestigt (a). Waagrechte Stativstangen können aber keine Lasten tragen. Daran ändert auch nichts, dass der Konstrukteur die Kippligkeit der Konstruktion sehr wohl bemerkt und mit der Stativklemme (b) eine Nachbesserung versucht hat, die allerdings wenig bringt, weil auch diese Klemme sich durch die Hebelwirkung seitlich wegdrehen kann.
  • Der Motor muss genau fluchtend über der KPG-Welle montiert werden. Durch den hier stark abgewinkelten Antrieb (c) wirken starke Scherkräfte auf die Welle.
  • Die Lagerhülse ist nicht geklammert (d). Sie kann sich deshalb bei Betrieb mit der Welle mitdrehen und sich aus dem Schliff herausarbeiten. Dann gibt es Bruch.

Also ein Grund mehr, vor dem Einsatz eines KPG-Rührers die Anleitung zu lesen.

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