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Den Studenten wird ja alles vorgekaut. Die lernen gar nicht, selbständig wissenschaftlich zu arbeiten.

Ausbildungsnihilismus hat früher mal die Diplomstudienzeiten verlängert. Heute müssen Regelstudienzeiten eingehalten werden. Ja, am Studienende müssen auch Problemlösungskompetenzen vorhanden sein. Dazu gibt es diverse Forschungspraktika im Masterstudiengang. In einem Anfängerpraktikum geht es darum, Methoden zu lernen.Wenn man die Methoden beherrscht, kann man daran gehen, mit den Methoden Probleme zu lösen. Sich die Methoden auch noch gleich selbst beizubringen ist ineffektiv und demotivierend.

Überlässt man Anfänger mit Literaturvorschriften sich selbst, müssen die Assistenten das ausbaden. Die schlagen dann die Hände über dem Kopf zusammen, weil die Praktikanten ja so entsetzlich unfähig seien und einfach gar nichts könnten. Ob ein Präparat klappt oder nicht, hängt dann davon ab, ob ein Assistent zur rechten Zeit an der Apparatur gewesen ist und ein "Meine Güte, was machst DUU denn da??!?!!!" gesagt hat. Das ist ungerecht für alle anderen, bei denen der Assistent gerade nicht rechtzeitig erschienen ist.

Auch Assistenten wissen nicht alles. Manche kommen aus Arbeitsgruppen, wo die anzuwendende Praktikumsmethode keine große Rolle spielt, oder sie haben an einer anderen Universität studiert, wo die gelernten Methoden etwas anders waren. Es ist also nicht nur die Frage, ob der Assistent zur rechten Zeit am Platz ist, sondern auch, wie gut er weiterhelfen kann. Den Assistenten ist da nichts vorzuwerfen. Der Knowhow-Abfluss ist wie ein Niagarafall. Der neu den Dienst antretende Assistent hat erst mal damit zu tun, sich vielleicht 50 Reaktionsmechanismen so präsent "reinzuziehen", dass er darüber Prüfungen abnehmen kann. Bis er weiß, ob ein Ansatz blau oder grün aussehen kann und ob es schlimm ist, wenn er blau aussieht, ist er promoviert und wieder weg.

Tipps, die sonst mündlich gegeben werden, zu verschriftlichen, ist die Lösung. Jeder hat den gleichen Hilfesatz, also die gleichen Chancen zum Erfolg! Es geht darum, die zu erlernenden Methoden richtig zu beherrschen. Es geht nicht darum, so zu tun, als würde man sie beherrschen und mit irgendeinem Gemurkse noch ein paar fadenziehende Würfel als Präparat zu produzieren. Es darf nicht sein, dass chemische Praxis als Gemurkse erlebt wird!

Versteckt sich hinter der Ansage, Grundpraktikanten nicht intensiv anleiten zu wollen nicht vielleicht auch ein bisschen Unwillen, sich mit Niederungen abgeben zu müssen, die noch nicht "Forschung" sind?? Kein Mechaniker würde einen Lehrling so ausbilden, dass er ihm auftrüge einen Motor zu bauen und wenn der nicht funktioniert, dann halt einen neuen zu bauen. Das liegt vor allem daran, dass das sowohl dem Meister wie auch dem Lehrling zu ineffektiv wäre.

Ich bin mir mit allen einig, dass Absolventen eines Bachelor-Chemiestudiengangs auch mit Literaturvorschriften umgehen können müssen. Dies lernen die Praktikanten bei uns in einem späteren Synthesepraktikum.

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