JZAR-Paper zeigt neue Perspektiven für das Bestandsmanagement von Zootieren auf
News vom 14.05.2020
Um den Zuchterfolg in Zoos und die Erhaltung der Vielfalt von Merkmalen und Verhaltensweisen bedrohter Arten zu verbessern, sei eine neue, breitere Perspektive erforderlich, die auch das Verhalten, die Lebensgeschichte, die Haltung und Umweltaspekte einschließt. So argumentieren Werner Kaumanns (LTM-Research and Conservation), Nilofer Begum (Freie Universität Berlin) und Heribert Hofer (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung) in ihrem kürzlich in der Fachzeitschrift „Journal of Zoo and Aquarium Research“ veröffentlichten Aufsatz.
Eine erfolgreiche Fortpflanzung in Gefangenschaft ist für das Überleben vieler Wildtierarten von entscheidender Bedeutung, doch der Fortpflanzungserfolg ist oft nicht vergleichbar mit dem in der freien Wildbahn. Gegenwärtig legen viele Strategien zur Erhaltungszucht in Zoos den Schwerpunkt auf die Maximierung der genetischen Vielfalt der Zoobestände. Um den Zuchterfolg in Zoos und die Erhaltung der Vielfalt von Merkmalen und Verhaltensweisen bedrohter Arten zu verbessern, sei jedoch eine neue, breitere Perspektive erforderlich, die auch das Verhalten, die Lebensgeschichte, die Haltung und Umweltaspekte einschließt, argumentieren Wissenschaftler*innen.
Sie vergleichen verschiedene Ansätze zur Erhaltungszucht und kommen zu dem Schluss, dass eine einseitige Priorisierung genetischer Aspekte unter Ausschluss aller anderen Perspektiven wie dem Tierverhalten und der sozialen Organisation negative Auswirkungen haben kann. So treten beispielsweise Konflikte in kleinen Gruppen nicht verwandter erwachsener Tiere häufiger auf als in größeren Gruppen mit Verwandten. In solchen Gruppen besteht auch in weit höherem Maße die Möglichkeit, ein differenziertes Sozialisations- und Lernrepertoire zu entwickeln.
Weitere Erläuterungen:
>>Pressemitteilung des Leibniz Forschungsverbunds Berlin e.V.
Originalpublikation:
Kaumanns W, Begum N, Hofer H (2020): “Animals are designed for breeding”: captive population management needs a new perspective. Journal of Zoo and Aquarium Research 8(2). https://www.jzar.org/jzar/article/view/477