ERC Advanced Grant für Biochemiker Volker Haucke
Volker Haucke ist Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie, Professor für Pharmakologie der Freien Universität Berlin und Mitglied des Exzellenzclusters NeuroCure.
Bildquelle: Silke Oßwald / FMP
News vom 02.04.2020
Volker Haucke, Professor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie und am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität Berlin, hat einen ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) eingeworben. Der Biochemiker erhält die Förderung über bis zu 2,5 Millionen Euro, die sich über fünf Jahre erstreckt, für seine Forschungen zum Aufbau von Synapsen. Von insgesamt 1881 europaweit eingereichten Anträgen wurden 185 bewilligt.
Die Fähigkeit des Menschen, sich an den ersten Schultag oder an die Geburt des Kindes zu erinnern, beruht - wie die meisten anderen Funktionen des menschlichen Gehirns - auf der Kommunikation zwischen Nervenzellen an speziellen Kontaktstellen, den Synapsen. An Synapsen werden Signale von einer Nervenzelle zur nächsten weitergeleitet. Im Verlauf dieses Prozesses werden von der vorgeschalteten Nervenzelle, der Präsynapse, Botenstoffe (Neurotransmitter) aus sogenannten Vesikeln in den Spalt zwischen Nervenzellen freigesetzt. Von dort gelangen die Botenstoffe zur nachgeschalteten Nervenzelle, der Postsynapse, wo sie sich an Rezeptoren binden und der Reiz fortgeleitet werden kann.
Im Laufe jahrzehntelanger Forschung ist ein umfangreiches Wissen darüber erworben worden, über welche Mechanismen die in den Vesikeln enthaltenen Neurotransmitter an der präsynaptischen Membran freigesetzt werden. Im Gegensatz dazu ist erheblich weniger darüber bekannt, wie die synaptischen Vesikel während der Entwicklung des Gehirns entstehen und wie es zur Ausbildung der komplexen molekularen Maschinerie kommt, die eine funktionierende präsynaptische Membran ausmachen. So ist unklar, wo und wie die Vorläufer der synaptischen Vesikel im neuronalen Zellkörper gebildet werden. Ferner ist nicht erforscht, in welcher Form diese Vesikel zur präsynaptischen Membran transportiert werden und welche Reifungsschritte stattfinden, um ihren Zusammenbau zu funktionellen Einheiten für die Neurotransmitterfreisetzung zu ermöglichen. Ebenfalls unbekannt ist schließlich, wie der gesamte Prozess koordiniert und gesteuert wird. Das vom ERC ausgezeichnete Projekt beruht auf der molekularen Analyse humaner Nervenzellen, die aus genetisch durch die CRISPR-Technologie veränderten Stammzellen generiert werden. Nach Einschätzung von Projektleiter Volker Haucke könnte das Verständnis über die Synapsen völlig neue Ansätze zur Bekämpfung neurologischer und neurodegenerativer Krankheiten ermöglichen.
Volker Haucke ist Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie, Professor für Pharmakologie der Freien Universität Berlin und Mitglied des Exzellenzclusters NeuroCure. Gegenstand seiner Forschungsarbeiten sind neben der Bildung und Funktion von Synapsen die Entschlüsselung der zellulären Mechanismen, die die Balance zwischen Zellwachstum und dem Abbau von Stoffwechselprodukten regulieren. Diese Mechanismen zu kennen, ist grundlegend für das Verständnis von Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Neurodegeneration. Volker Hauckes Ziel ist es, neue pharmakologische Wege der Behandlung solcher Krankheiten zu entwickeln. Er wurde mit zahlreichen wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Feldberg Preis 2020.