Citizen Science-Projekt: Artenvielfalt auf dem „Blühenden Campus“ entdecken
Um die Artenvielfalt zu fördern, hat die Freie Universität vor einem Jahr begonnen, einige Grünflächen auf dem Campus als naturnahe Wiesen auszuweisen.
Bildquelle: Marion Kuka
News vom 12.06.2020
Besucherinnen und Besucher auf dem Campus der Freien Universität Berlin in Dahlem haben die Chance, bei einem „Citizen Science“-Forschungsprojekt über die Biodiversität in Berlin mitzuhelfen. Im Rahmen der Hochschulinitiative „Blühender Campus“ findet jede oder jede zweite Woche, je nach Witterung, zwischen April und Oktober eine Schmetterlingszählung statt – ein sogenanntes Tagfalter-Monitoring. Auf den Flächen und den naturbelassenen Wiesen rund um die Universität zählen Expertinnen und Experten sowie Interessierte Schmetterlinge sowie deren Eier, Raupen und Puppen. Die Daten leiten sie an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle weiter. Der Bestand der Tagfalter gibt wichtige Hinweise auf den Zustand der Natur in der Stadt – Schmetterlinge dienen in der Wissenschaft als verlässliche Ökosystemindikatoren, da sie sehr sensibel auf Umwelteinflüsse, etwa Klimaveränderungen reagieren. Interessierte können sich an der Zählung beteiligen und darüber hinaus nach weiteren Tier- und Pflanzenarten auf dem Campus Ausschau halten. Die Online-Plattform iNaturalistbietet ihnen die Möglichkeit, ihre Naturbeobachtungen auf den Grünflächen mit den Forscherinnen und Forschern der Freien Universität zu teilen. Die Plattform gibt zudem Hilfestellung bei der Bestimmung von Pflanzen- und Tierarten. Einmal im Monat findet zudem eine öffentliche Führung über die Wiesen des Campus statt. Geleitet wird das Projekt von Dr. Jens Rolff, Professor am Institut für Biologie an der Freien Universität Berlin. Weitere Informationen sind auf folgender Webseite zu finden: www.fu-berlin.de/sites/nachhaltigkeit/handlungsfelder/campus/biodiversitaet/bluehendercampus
Um die Artenvielfalt zu fördern, hat die Freie Universität vor einem Jahr begonnen, einige Grünflächen auf dem Campus als naturnahe Wiesen auszuweisen. In diesem Jahr wurden sie um große Areale rund um die Gebäude der Van’t-Hoff-Straße erweitert. Sie werden nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht. Erste Untersuchungen zeigen, dass sich auf diesen Blühwiesen die Zahl der Insektenarten mehr als versiebenfacht, die Individuenzahl sogar verzehnfacht haben. Durch die Zählungen auf dem Campus wurde auch ein Karstweißling nachgewiesen, eine Schmetterlingsart, die zuvor noch nie in Berlin gesichtet wurde. Der Falter hat sich durch den Klimawandel immer weiter nach Norden ausgebreitet. Im Jahr 2008 wurden Exemplare erstmals im Süden Deutschlands beobachtet.
Viele Insekten sind auf natürliche Wildkräuter, Blüten, Stauden und Sträucher angewiesen. Naturnahe Areale dienen ihnen als Lebensraum und sichern ihren Bestand – allerdings schwinden allmählich viele Wildwiesen und mit ihnen zahlreiche Tierarten. Grund dafür sind die Umgestaltung, eine häufige Mahd und die intensive Nutzung der Flächen durch den Menschen. Naturbelassene Wiesen, auch in urbanen Ballungsräumen wie Berlin, können als Rückzugsort für Pflanzen und Tiere dienen und dabei helfen, den Artenreichtum zu bewahren. Die Initiative „Blühender Campus“ der Freien Universität soll die Biodiversität stärker in den Fokus der universitären Nachhaltigkeitsstrategie rücken.
Das Tagfalter-Monitoring sowie die Tier- und Pflanzenkartierung an der Freien Universität leisten einen Beitrag dazu, die Entwicklung der Bestände zu beobachten und mögliche Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt zu erforschen.
Führung über die Campus-Wiesen – Zeit und Treffpunkt
• Jeder zweite Freitag im Monat um 11.00 Uhr
• Treffpunkt: Terrasse der Vegetarischen Mensa neben der Wildbienennisthilfe, Van’t-Hoff-Straße 6, 14195 Berlin
• Um eine Anmeldung per E-Mail wird gebeten: bluehender-campus@nachhaltigkeit.fu-berlin.de
iNaturalist-Projekt
www.inaturalist.org/projects/bluhender-campus-fu