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Praktikum

Rechnen Sie mit einem hohen Zeitbedarf

In einem Praktikum stehen Sie in der Regel selbst im Labor und führen Experimente durch. "In der Regel" heißt, dass auch die "Theoretische Chemie" Praktika veranstaltet, bei denen Sie aber am Computer sitzen und eigene Molekülberechnungen durchführen. In physikalisch-chemischen Praktika kommen hingegen schon Chemikalien vor, die sich z.B. in einer Brennstoffzelle oder in einem Bombenkalorimeter befinden. Sie untersuchen dort das Verhalten der Stoffe mit entsprechenden Messapparaturen. In den "nasschemischen" Praktika der Anorganischen und der Organischen Chemie geht es hingegen insbesondere darum, Chemikalien zur Reaktion zu bringen. Schnell werden Sie dabei auch verantwortlich handeln müssen, indem Sie zum Beispiel auch gefährliche Stoffe sicher handhaben. Deshalb dürfen Sie auch nie einfach mal so drauf los experimentieren, sondern haben stets zuvor eine Prüfung zu absolvieren. (Wir nennen das "Vorbesprechung". Es ist also ein Prüfungsgespräch.)

Zum erfolgreichen Experimentieren gehört viel Erfahrung und Clerverness. Sie werden lernen, mit Schwierigkeiten fertig zu werden, wenn zum Beispiel eine Mischung plötzlich schäumt oder sich sonstwie "komisch" verhält. Sie werden lernen, wie man Substanzen, die an der Luft sofort spontan Feuer fangen würden, so von einem Kolben in einen anderen transferiert, dass die Substanz auf dem Weg nicht ein einziges Luftmolekül zu Gesicht bekommt, wie man in 10 Minuten herausbekommt, ob eine Reaktionsmischung schon abreagiert ist, oder ob die Startreagentien immer noch im Lösemittel herumschwimmen ohne das zu tun, was sie sollen. Sie werden lernen, wie man um die Ausbeute einer Reaktion kämpft, wenn sich das Produkt aus dem Reaktionsgemisch nicht so einfach abtrennen lassen will oder wie man den Schliffstopfen wieder aus dem Kolben bekommt, wenn der dort bombenfestgefressen steckt. Am Ende Ihres Bachelorstudiums kommen Sie dabei schon in "Forschungsnähe", in dem Sie Reaktionen durchführen, die nicht mehr im Standard-Praktikumslehrbuch stehen, sondern auf das konkrete Problem adaptierte Abwandlungen von Literaturvorschriften sind und wo es ungewiss ist, ob diese Reaktionen überhaupt zum Erfolg führen.

Nach den Modulbeschreibungen gibt es für die Teilnahme an den Praktika grundsätzlich eine Teilnahmepflicht. Das dürfen Sie bitte enicht so verstehen, dass Sie grundsätzlich von der ersten bis zur letzten Minute der Praktikumszeit anwesend zu sein haben. Es ist vielmehr so, dass Sie ein zugeteiltes Aufgabenpäckchen abzuarbeiten haben. In den physikalischen oder physikalisch-chemischen Praktika wird an einem Praktikumstag in der Regel ein konkreter Versuch durchgeführt. Wenn Sie den erfolgreich beendet haben, dürfen Sie nach Hause gehen.

In den "nasschemischen" Praktika bekommen Sie in der Regel zum Praktikumsbeginn das komplette Versuchspäckchen für das gesamte Praktikum. Sie können dieses in freier Zeiteinteilung über die gesamte zur Verfügung stehende Praktikumszeit abarbeiten. Wenn Sie gut vorankommen, können Sie also z.B. auch mal einen Tag "sausen lassen". Verständlicherweise gibt es am Anfang eines solchen Praktikums immer die angsvolle Frage: "Schaffe ich das alles überhaupt?" Wer aus irgendwelchen Gründen "quer" studiert und deshalb zur Praktikumszeit z.B. einen Lehrveranstalungsoverlap hat, fragt auch: "Kann ich das auch schaffen, wenn ich an einem Tag in der Woche weg muss, weil ich da noch eine Vorlesung habe?" Die Praktikumszeiten der nasschemischen Praktika sind so bemessen, dass in der Regel ein ausreichender Puffer bleibt, der z.B. auch die Wiederholung eines Versuchs zulässt. "In der Regel" heißt, dass das ganz entscheidend von Ihren Zeitmanagementqualitäten - und natürlich auch von Ihrem experimentellen Geschick abhängt. Den Puffer hat also, wer nicht verplant ist und keine zwei linken Hände hat. Da wir vor dem Praktikum Geschick und Zeitmanagement nicht beurteilen können, können wir die Frage, ob das mit der einen parallelen Vorlesung denn wohl gehen könnte, leider immer nur ausweichend beantworten. Sie sollten nicht spitz auf scharf kalkulieren. Stress ist der Feind eines erfolgreichen Praktikums.

Für die forschende Tätigkeit in der Chemie brauchen Sie eine tüchtige Portion Durchhaltewillen. Sie müssen den Frust eines Misserfolgs aushalten können!

 

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