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Warum zündet ein Streichholz nur an der Reibefläche?

Reaktionen, die einen großen RUMMS machen und dabei z.T. auch durch Schlag oder Reibung gezündet werden, sind in der Regel Redoxreaktionen. Dazu braucht man bekanntlich ein Reduktions- und ein Oxidationsmittel. Früher hatten die Streichhölzer tatsächlich die perfekte Mischung im Zündholzkopf, was wir an Westernhelden in alten Filmen noch bewundern können, die sich ein Streichholz "cool" auch an der Stiefelsohle anzünden können. Für den Outdoor-Bereich kann man auch heutzutage noch "Überall-Zündhölzer" bekommen. Die "coole" Eigenschaft hat freilich ihren Preis: Steckt das Streichholzpäckchen z.B. in der Gesäßtasche und die Zündholzköpfe reiben aneinander, weil der Besitzer sich z.B. gerade hinsetzt, kann sehr urplötzlich und sehr ungewollt der Hintern in Flammen stehen.

Heutzutage gibt es deshalb Sicherheitsstreichhölzer. Deren Zündholzkopf enthält mit Schwefel als Reduktions- und Kaliumchlorat als Oxidationsmittel zwar auch eine Redoxmischung, die aber ohne tüchtige Aktivierungsenergie stabil und friedlich bleibt. Die Reibefläche enthält aber roten Phosphor, der mit Kaliumchlorat extrem brisant reagiert. Streicht man mit dem Zündholzkopf über die Reibefläche, reiben sich dort Spuren des Phosphors ab, der mit dem Kaliumchlorat zündet. Die Mengen an Phosphor sind viel zu gering, um einen großen RUMMS zu machen, aber sie reichen aus, um das Schwefel/Chloratgemisch zu entzünden.

Zündhölzer sind ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte, denn Sie ermöglichen es, zu jedem Zeitpunkt und jeder beliebigen Gelegenheit ein Feuer zu machen. Die ersten Zündhölzer gab es 1805. Das waren damals Tunkhölzer, deren Zündholzköpfe aus einer Kaliumchlorat/Zucker-Mischung bestanden, die durch eintunken in Schwefelsäure gezündet wurde. Sie sehen: Die Möglichkeit, ein Feuer entzünden zu können, war so wichtig, dass man sogar bereit war, konz. Schwefelsäure durch die Gegend zu tragen!