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Autobenzin

Krebserzeugend ohne großes Risiko

Autobenzin enthält heutzutage nur noch bis zu 1 % Benzol. Früher waren das mal ein paar Prozente mehr. Benzol ist krebserzeugend und verursacht Leukämie.

Ob etwas krebserzeugend ist oder nicht, kann man von 2 verschiedenen Standpunkten aus beurteilen:

Toxikologischer Standpunkt Toxikologisch würde man feststellen müssen, dass eine Konzentration von weniger als 1 % wohl deutlich weniger wirksam ist als der reine Stoff. Der Gefahrstoffrechtliche Standpunkt Das Gefahrstoffrecht kennt hier nur entweder "ja" oder "nein", nicht aber "ein bisschen mehr" oder "ein bisschen weniger". Das muss so sein, denn das Ergebnis der juristischen Feststellung, ob eine Substanz krebserzeugend ist oder nicht, ist ja die Frage, ob die für den Umgang mit krebserzeugenden Stoffen bestehenden Auflagen nun gelten und also einzuhalten sind oder nicht. Auflagen können nicht "ein bisschen" einzuhalten sein. Gemäß der CLP-Verordnung sind verdünnte krebserzeugende Stoffe bis herab zu einer Grenzkonzentration von 0,1 % als ebenfalls krebserzeugend anzusehen.

An der Zapfsäule klebt also eine Beschriftung, die unter anderem den Text enthält, dass der Treibstoff krebserzeugend ist. Wenn ihnen das noch nie aufgefallen ist, dann liegt das daran, dass Angaben, dass der Zapfsäuleninhalt im Motor gleich die pure Power entfaltet, den Motor bestens schont und den Verbrauch senkt, ein bischen deutlicher an der Zapfsäule angebracht sind und sich die Warnhinweise eher an der Stirnseite der Zapfsäule und somit dort befinden, wo man bedarfsweise auch das Waschwasser für die Windschutzsscheibe oder den Papierspender davorstellen kann.

Auf der anderen Seite muss man anerkennen, dass die Mineralölindustrie Fortschritte in der Reduktion des Benzolgehalts vorzuweisen hat, die schon so gut sind, dass eigentlich nur noch ein ganz kleines bisschen bis zur 0,1 %-Grenze fehlt, damit der Hinweis auf das krebserzeugende Potential dann vielleicht doch irgendwann einmal wegfallen kann.

Sie werden sich beim Tanken also nicht vergiften. Es geht dabei sowieso mehr darum, ubiquitäre Benzolbelastungen zu senken. Dennoch ist das Problem wiederum gefahrstoffrechtlich interessant: Autobenzin ist nämlich von den Restriktionen der Gefahrstoffverordnung beim Umgang mit krebserzeugenden Stoffen (z.B. Abgrenzen von Gefahrenbereichen, Zutrittsverbote etc.) ausdrücklich ausgenommen. Jeder kann also fast nach Belieben an Tankstellenzapfpistolen herumhantieren. Die Verwendung von Autobenzin z.B. im Labor würde hingegen z.B. ein Warnschild an der Labortür erfordern, dass dort mit krebserzeugenden Stoffen hantiert wird und Unbefugten der Zutritt verboten ist. Auch Autofahrer dürften dort nicht hinein, wenn Sie nicht fachkundig und hinsichtlich des Gefährdungspotentials unterwiesen sind. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie schwierig es sein kann, Dinge rechtlich zu regeln.

Im Kern besteht das Problem darin, dass krebserzeugende Stoffe im Augenblick gefahrstoffrechtlich alle "über einen Kamm geschoren" werden, ganz egal, ob sie sehr stark oder nur ganz schwach wirksam sind. Das ist vor allem bei unkundigen Verbrauchern immer wieder Anlass für starke Verängstigungen. Diese unbefriedigende Situation wollen derzeit Verwaltungsbeamte durch Einführung eines sogenannten Ampelmodells für krebserzeugende Stoffe verbessern. Ziel ist es dabei, für jeden individuellen krebserzeugenden Stoff - insbesondere auch in Abhängigkeit von seiner Konzentration in Zubereitungen (=juristisches Wort für z.B. eine Lösung) - folgende Risokoschwellen zuzuordnen:

Akzeptanzrisiko
(Das Risiko ist unbedeutend gegenüber den bestehenden alltäglichen Risiken)

Toleranzrisiko
(Das Risiko ist moderat erhöht, wird aber bei entsprechenden Schutzmaßnahmen als tragbar angesehen.

Nicht tolerierbares Risiko

 


 

Ist eine Substanz krebserzeugend, kann das in der Bevölkerung große Ängste auslösen. Es ist die Angst vor der unbekannten Gefahr, die das Hysteriegefühl bedingt. Bekannte Gefahren werden hingegen gern bagatellisiert

  • "Dass das Rauchen die Gesundheit schädigt, weiß ich. Ich rauche aber schon so lange - mir passiert nichts. Und dass man auch als Raucher sehr alt werden kann, sieht man ja an Helmut Schmidt."

Wussten Sie, dass auch Ethanol (=Alkohol) krebserzeugend ist? Alkoholiker erkranken häufiger an Leber- oder Speiseröhrenkrebs, Alkohol trinkende Frauen darüber hinaus auch häufiger an Brustkrebs. Das krebserzeugende Potential ist so schwach, dass man sich nicht dazu hat durchringen können, Ethanol als krebserzeugende Chemikalie einzustufen. Auf der anderen Seite nimmt die Menschheit davon gewaltige Mengen zu sich. Statistisch trinkt jeder Deutsche pro Jahr knapp 10 l reinen Alkohol. "Statistisch" bedeutet, dass da auch Kinder und Babys mit eingerechnet sind, die noch gar keinen Alkohol trinken und es also zum Ausgleich Personen geben muss, die mehr als einen Wassereimer Alkohol pro Jahr "schaffen".

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