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Kühlschrankexplosion

Was man nicht mehr sieht, kann trotzdem einen Wumms machen.

Alle leicht entzündlichen Lösemittel haben Flammpunkte unterhalb Raumtemperatur. Liegt der Flammpunkt unterhalb 5 °C bzw. unterhalb -18 °C, können diese Lösemittel auch bei Kühlschranktemperaturen noch ein Zündfähiges Gemisch bilden. Bei einem Kühlschrank üblicher Größe reichen dazu Mengen von etwa 5 - 10 ml, die also im Kühlschrank auf gar keinen Fall freigesetzt werden dürfen.

So geht's halt gar nicht!

Der Kühlschrank ist hoffnungslos überfüllt, der Stopfen des Rundkolbens ist kurz vor dem Herausfallen, und wenn das passiert ist, können die 5 - 10 ml in dem Kolben schön verdampfen.

Das ist nicht besser!

Im Tiefkühlfach vereist der Kolben und bekommt dadurch eine schön gleitfähige Oberfläche. Das Tiefkühlfach ist leider ein bisschen zu niedrig, weshalb er an die Wand des Fachs angelehnt wurde. Eine kleine Erschütterung reicht und er kippt um. Weil der Stopfen nicht gesichert ist, kann auch da alles schön auslaufen.

In eine alte Kleinbildfilmdose (oder irgendeine andere Plastikdose mit Schnappdeckel) wird eine Zündquelle bestehend aus einer mit Heißkleber luftdicht eingeklebten 2-adrigen Litze und einem Piezo-Zünder eingebaut. Beim Drücken des Piezozünders muss ein Funken zwischen den beiden abisolierten Litzenenden überspringen. Um im Inneren ein zündfähiges Gemisch zu erzeugen, reichen 5 mg Aceton, die man als einen einzigen, aus einer Spritze herausgedrückten Tropfen abmisst (Pasteurpipettentropfen sind schon zu groß!).

Man verschließt nach Zugabe rasch, macht von außen etwas handwarm, um die Verdunstung zu beschleunigen und redet mit dem Publikum noch ein bisschen, damit das Dampf-/Luftgemisch Zeit hat, sich zu equilibrieren. Drückt man dann auf den Piezozünder, kracht es beachtlich und der Deckel wird mindestens 5 m weit weggeschleudert.

  • Eine Original-Kühlschranktür würde mindestens ebenso weit wegfliegen!
  • Es kommt dabei aber noch eine Druckwelle hinterher, die den gesamten Raum zerstört, Fenster herausdrückt, und leichte Trennwände eindrückt. Manchmal brennt es danach auch noch.

Kühlschränke gehören zu den gefährlichen Laborgeräten. Ein Kühlschrank ist dann gut, wenn er absolut dicht ist. Sonst verbraucht er zu viel Energie, bzw. er vereist. Ein im Kühlschrank verdunstetes Lösemittel verbleibt dort also und wartet in aller Ruhe auf die Zündquelle. Damit das der Einfachheit halber nicht gleich schon die Beleuchtung oder die Temperaturregelung ist, müssen diese ausgebaut bzw. außerhalb des Kühlraums angebracht sein.

Wie kann man also Kolben sicher in einen Kühlschrank stellen?

  • In ein 800-ml-Becherglas mit weiter Form passen Rundkolben bis zu einer Größe von 250 ml.
  • Der Stopfen ist mit einer Gabelklemme gesichert.
  • Insbesondere in einer Mehrnutzerumgebung kann man in den verbleibenden Zwischenraum einen Zettel mit Angaben zum Inhalt stecken.
  • Außen am Kühlschrank hilft eine Betriebsanweisung. Wenn das an "internationalen Netzwerkuniversitäten" z.B. auch ein Chinese auf einen Blick erfassen soll, machen sich Piktogramme gut.
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