Springe direkt zu Inhalt

Druckverlust

Der Druckanzeige glauben oder der Druckanzeige vertrauen sind zwei grundverschiedene Dinge.

In dem Video sehen Sie einen Behälter mit einer engen Öffnung. Die Wahrscheinlichkeit, dass eines der sich in dem Behälter bewegenden Teilchen den Ausgang trifft und dabei den Behälter verlässt, ist relativ klein. Sie können sich leicht vorstellen, dass es wahrscheinlicher wäre, dass Teilchen den Behälter verlassen, wenn dieser eine höhere Anzahl von Teilchen enthielte. Verstehen Sie jetzt, wie eine Pumpe funktioniert?

Eine Pumpe "saugt" nicht wirklich, sondern entfernt nur alle Teilchen, die freiwillig in die Ansaugöffnung diffundieren!

Wenn Sie nur ganz wenige Teilchen tolerieren wollen (= wenn Sie ein ganz niedriges Vakuum brauchen), müssen Sie eine vergleichsweise riesige Falle (= weite Rohrverbindung) für die wenigen Restteilchen aufbauen.

Technischer formuliert:

  • Je geringer der Druck sein soll, umso weiter müssen die Durchmesser der Schlauchleitungen sein.

Sie können sich an die Faustregel halten:

  • Die Abmessungen des Innenraums eines evakuierten Rezipienten sollten an keiner Stelle kleiner sein als die mittlere freie Weglänge der Moleküle des abgepumpten Gases beträgt.

Die mittlere freie Weglänge der Moleküle steigt mit fallendem Druck. Über den theoretischen Hintergrund informieren Sie sich bitte in einschlägigen Lehrbüchern. Für Luft gelten folgende Werte:
 

Druck (mbar) mittlere freie Weglänge
10 7 µm
0,01 7 mm

Die Membranpumpen des Praktikums erreichen Enddrücke zwischen 2 und 15 mbar. Die mittlere freie Weglänge liegt in diesem Fall immer noch im µm-Bereich. Ganz anders verhält es sich, wenn Sie eine Ölpumpe verwenden. Wenn Sie eine besonders gute Pumpe erwischen und an der Pumpe ein Vakuum von 0,01 mbar messen, werden schon am anderen Ende Ihres vielleicht 1 m langen Vakuumschlauchs, den Sie zum Anschließen an Ihre Apparatur verwenden und der üblicherweise einen Innendurchmesser von vielleicht 5 bis 6 mm hat, keine 0,01 mbar mehr anliegen!

Allein der Anschlussschlauch bedingt in diesem Fall also schon einen Druckverlust!

Bedenken Sie, dass das Vakuum in Wirklichkeit den Weg zu der zu destillierenden Flüssigkeit über etliche Ecken, Winkel, Kanten und vor allem Engstellen finden muss. Selbst eine Vigreuxkolonne verursacht noch einen Druckverlust! Die Verwendung von Kolonnen bei Vakuumdestillationen ist aus diesem Grund grundsätzlich problematisch.

Vermeiden Sie alle Engstellen sowie unnötig lange Schlauchverbindungen!

Einen zu kurzen Anschlussschlauch mit einem weiteren Schlauchstück zu verlängern ist OK. Zum Zusammenstecken der Schläuche einen Einweghahn mit einem Küken von 1,5 mm Bohrung zu verwenden, weil gerade nichts anderes greifbar war, ist Unfug. (Alles schon dagewesen!) Effektiver kann man "Hochvakuum" nicht kaputt machen!

Zusammenfassung

Es macht also gar nichts, wenn "Ihre" Ölpumpe nur 0,1 mbar schafft. Kleinere Drücke erreichen Sie in Ihrer Apparatur sowieso nicht! Bedenken Sie diesen Umstand bei der Eichschätzung erwarteter Siedetemperaturen.

Anregungen und Kritik
Lizenz