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Rotationsverdampfer

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Lesen Sie, warum sich der Abdampfkolben immer mit der maximal möglichen Geschwindigkeit drehen soll!

Benutzen Sie lieber Ihren Kopf als eine Tabelle!

Ein bisschen Gewöhnung ist notwendig.

Auch ein paar Milligramm kann man noch verlustfrei ins Gläschen bekommen.

Problemlösungen für den Rotationsverdampfer

Überwinden Sie Ihre Angst! Lassen Sie sich einweisen! Rotationsverdampfer sind schnell und einfach instandgesetzt!

  • Entfernen Sie den Destillatkolben (1).
  • Versuchen Sie, das Dampfdurchführungsrohr (2) mit der Kombiklammer auszupressen. Wenn das nicht geht, lassen Sie das Dampfdurchführungsrohr erst einmal an Ort und Stelle. Sie müssen dann nur etwas vorsichtiger beim Abbauen des Kühlers sein, den Sie dann aus dem Dampfdurchführungsrohr herausziehen müssen.
  • Lösen Sie die große Mutter (3). Wenn Sie das nicht schaffen, drehen Sie mit der zweiten Hand den Kühler mit. Dann schaffen Sie es. Wenn die Mutter locker ist, stützen Sie den Kühler mit der freien Hand ab. Er darf nicht herunterfallen und - wenn das Dampfdurchführungsrohr noch drinsteckt, dieses abbrechen.

Wenn sie das erfolgreich erledigt haben, sollte es für den Fall, dass das Dampfdurchführungsrohr noch im Motor feststeckt, so aussehen, wie im folgenden Bild:

Wenn auch das Dampfdurchführungsrohr ausgebaut werden soll, kann man versuchen, eine nicht ausreichende Zugspannung der Kombiklammer durch vorsichtiges Klopfen mit einem Holzstück zu verstärken. Weil die Bruchgefahr dabei sehr hoch ist, sollten auf den Erfolg nicht zu viel Erwartungen gesetzt werden und stattdessen lieber erwärmt werden.

Bitter, aber wenn man weiß wie, ist das auch nicht schwer.

Weil es schon ma vorkommt, dass beim Sieden etwas übersprudelt, kann es auch schon mal vorkommen, dass der gesamte Rotationsverdampfer voll mit übergesprudeltem Zeug ist und deshalb gereinigt werden muss. Es gibt 2 Methoden:

Die "Quick&dirty-Methode"

Beliebt ist immer wieder die Methode, einen mit etwas Lösemittel gefüllten Dreihalskolben an den Rotationsverdampfer anzuschließen, und nach dem Evakuieren die Hand, mit der einer der Seitenhälse verschlossen wurde, rasch wegzuziehen. Die durch den freien Seitenhals einströmende Luft katapultiert das Lösemittel in den Kühler - leider aber auch in die Leitung, die zum Controller führt. Der mag weder den plötzlichen Druckstoß noch das mit einströmende Lösemittel und kann dies nach wiederholter Belastung mit der Aufgabe der korrekten Funktion quittieren. Das ist was für "Ich-kann's-nicht-besser"-Laborchaoten.

Intensivreinigung und Pflege

Das Zerlegen des Rotationsverdampfers hat den Vorteil, dass die Reinigung intensiver erfolgen und dass man zweckmäßig auch gleich ein paar Wartungstätigkeiten mit erledigen kann.

Zerlegen Sie also den Rotationsverdampfer gemäß der Anleitung. Bekommen Sie das Dampfdurchführungsrohr nicht aus dem Motorblock heraus, können Sie es auch in eingebautem Zustand - am besten bei laufendem Motor - spülen, wie in der nebenstehenden Abbildung gezeigt.
Um den Kühler zu reinigen, entfernen Sie den oberen Stopfen und spülen Lösemittel - vorzugsweise "Spülol" - durch den senkrecht gehaltenen Kühler. Sie erreichen alle Ecken, wenn Sie den Kühler dabei etwas drehen und Ankippen.

Bevor Sie das ganze jetzt wieder zusammenbauen, kontrollieren Sie die Dichtung des Kühlers! Jetzt, wo gerade alles so schön zerlegt vor Ihnen liegt, wäre es Unsinn, alles wieder zusammenzubauen, wenn die Dichtung erkennbar verschlissen ist.

"Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge wie das Zerlegen." Das stimmt nur halb! Weil Sie dabei gravierende Fehler machen können, sollten Sie unbedingt auch die Anleitung zum Zusammenbau lesen!

Verschleißteil, welches bei defekt das Vakuum verschlechtert.

Die Dichtung muss das sich drehende Dampfdurchführungsrohr vakuumdicht gegen den Kühler abdichten.

Auf dem Bild sehen Sie Kühler und Dampfdurchführungsrohr einmal im zerlegten Zustand und einmal so, wie sie sich im zusammengebauten Zustand befinden. Was glauben Sie, was da für Reibungskräfte auftreten, wenn unter der Dichtlippe das Glas mit 150 Umdrehungen pro Minute rotiert? Was meinen Sie, wie die Reibungskräfte sich verstärken, wenn sich an der Dichtung - leider passiert das vorzugsweise genau dort - Ablagerungen bilden, die zu abrasiven Krusten führen? Welche Zeit geben Sie der Dichtung, bis sie ausgenudelt ist? Bei schlechter Pflege sieht man sogar in das Glas des Dampfdurchführungsrohrs hineingefräste Rillen.

Sie müssen die Dichtung fetten!

Am besten regelmäßig! Wenn unglücklicherweise etwas übergesprudelt ist, ist das eine prima Gelegenheit, zur Reinigung nicht nur etwas Lösemittel durch den Rotationsverdampfer zu pusten sondern ihn zu zerlegen und dabei die Dichtung neu zu fetten.

Dichtung erneuern

Eine verschlissene Dichtung muss ausgetauscht werden. Dazu müssen Sie zunächst den Rotationsverdampfer zerlegen. Zum Auspressen der Dichtung aus dem Kühler gibt es ein spezielles Auspresswerkzeug, aber wenn man die Dichtungen grundsätzlich vor dem Einsetzen etwas einfettet (s.u.), bekommt man sie auch mit einem Schraubendreher leicht heraus, wie aus der nachfolgenden Abbildung ersichtlich:

Reinigen Sie die Sitzfläche der Dichtung nach dem Ausbau mit einem Stück lösemittelfeuchten ("Spülol") Zellstoff. Fetten Sie die Außenfläche der neuen Dichtung leicht ein und drücken Sie die neue Dichtung mit der Hand ein. Achten Sie darauf dass der Federring nach außen zeigt, so wie es auf allen Abbildungen dieser Seite zu sehen ist. Es passiert manchmal, dass die Dichtung von selbst wieder herausflutscht. Wie dann zu verfahren ist, ist schwer zu beschreiben. Lassen Sie sich das lieber zeigen. Legen Sie nach dem Einbau in der Aussparung für den Federring einen Fettvorrat an, wie in der Abbildung ersichtlich.

Danach kann der Rotationsverdampfer wieder zusammengebaut werden. Weil Sie dabei schlimme Fehler machen können, sollten Sie unbedingt die entsprechende Anleitung lesen!

Fehler werden mit Glasscherben bezahlt

Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge wie das Zerlegen.

Aber...

Vergessen sie diese Gummiauflage nicht!

Wenn Sie sie vergessen, knacken Sie den Kühler kaputt, wenn Sie ihn einbauen! Wer Ihnen weiß machen will, das sei auch eine Dichtung, hat nix verstanden. Dieses Ding ist dazu da, dass das Glas des Kühlers beim Anziehen der Mutter gegen etwas weiches gepresst wird und nicht gegen hartes Metall! Es gibt allerdings Dichtungen, die eine entsprechend breite Lippe haben, so dass sie die Funktion der Gummiauflage mit übernehmen können. Solche Dichtungen sind sehr bequem, aber auch teurer.

Fetten Sie das Dampfdurchführungsrohr an der gekennzeichneten Stelle!

Dies dient dazu, die Dichtung mit frischem Fett zu versorgen. Denken Sie an die Reibungskräfte, die die Dichtung sonst schnell zerstören. Die Dichtung befindet sich im eingebauten Zustand etwa an der mit dem Pfeil gekennzeichneten Stelle. Dadurch, dass Sie das Fett etwas davor platzieren, gewährleisten Sie, dass die Dichtung das Fett beim Einbau vor sich her an die richtige Position schiebt.

Belangloses Problem

Dieses Problem beunruhigt Sie nur beim ersten Mal stark. Es gibt zwei mögliche Ursachen:

  • Der "Feststoff" liegt als Öl vor, z.B. weil in der Hitze des Wasserbades der Schmelzpunkt überschritten ist. Das ist kein Fehler sondern ein vorhersehbares Verhalten Ihres "Feststoffes". Nehmen Sie den Kolben ab und schwenken Sie ihn in einem Eisbad. Dann wird der Inhalt wahrscheinlich erstarren.
  • Sie evakuieren zu zaghaft, z.B. weil sie zum Abdestillieren des betreffenden Lösungsmittels den Druck "ganz genau" nach einer Tabelle eingestellt haben. Aus einer Lösung verdampft aber der letzte Rest nur sehr schwer, weshalb Sie am Destillationsende mit minimalem Druck arbeiten sollten.

2 Ursachen sind möglich.

Stellen Sie sofort fest, ob der Motor sich normal dreht oder nicht!

  • Einen sich normal drehenden Motor erkennt man schon am üblichen Geräusch. Wenn er hingegen nur kaum vernehmlich brummt, ist der Motor blockiert. Er muss dann sofort ausgeschaltet und in der Werkstatt instandgesetzt werden.

Dreht sich der Motor - und es ist nur das Dampfdurchführungsrohr, welches von dem sich drehenden Motor nicht richtig angetrieben wird, so gibt es wieder zwei Möglichkeiten:

Erniedrigung der hemmenden Reibungskraft:
Die Dichtung reibt zu stark auf der Welle und bremst sie deshalb bis zum Stillstand ab. Reinigen Sie das Dampfdurchführungsrohr und setzen Sie es mit etwas Fett an der Stelle, wo die Dichtung auf dem Rohr anliegt, wieder ein.

Erhöhung der antreibenden Reibungskraft:
Die Antriebshülse des Motors ist als Normschliff ausgebildet. Das Dampfdurchführungsrohr wird in der Hülse durch den in der folgenden Abbildung sichbaren Drahtclip fixiert:

Der Drahtclip lässt sich mit einem Schraubendreher heraushebeln. Wenn er gemäß nachfolgender Abbildung etwas nachgebogen wird, wird er das Dampfdurchführungsrohr nach dem Wiedereinbau stärker festhalten.

Typisch für dieses Schadensbild ist übrigens, dass das Problem bei Anlegen des Vakuums von selbst verschwindet, weil das Dampfdurchführungsrohr dann durch das Vakuum fest in den Motorblock gesaugt wird, was natürlich die antreibende Reibungskraft erhöht.

Das kann mit ein paar Handgriffen behoben werden.

Das Gestänge muss etwas angehoben werden, wie aus den nachfolgenden Bildern ersichtlich:
 

Dazu muss das markierte Rad gelockert und nach dem Anheben wieder festgezogen werden. Es kommt leider häufig vor, dass sich das Gestänge auch bei gelockertem Rad nicht bewegen lässt. Unternehmen Sie dann ohne weitere Einweisung bitte keine Alleingänge. Die Instandsetzung eines blockierten Gestänges ist eine Werkstattaufgabe. Aber es gibt Ersatzgestänge - Sie können also den Tausch des Gestänges veranlassen.

List hilft - Gewalt nicht!

Es kann sein, dass das Dampfdurchführungsrohr so fest im Motor steckt, dass mit der Kombiklammer nichts mehr auszurichten ist. Wild auf die Welle draufloszuklopfen bringt nichts, vielmehr geht dabei die Welle kaputt. Das ist sehr kostspielig!

Wer wissen will, wie man die Welle aus dem Motor bekommt, muss wissen, warum die Welle so fest im Motorblock steckt. Das zeigt die folgende Animation:

Bild 1:
So sieht es aus, wenn die Welle in den Motor eingespannt ist.

Bild 2:
Wird der Motor im Betrieb warm, sei es, dass die Dampftemperatur höher ist oder sei es dass im Motor Verlustwärme entsteht, dann dehnen sich alle Materialen bei der Erwärmung aus - das Metall des Motors aber bedeutend stärker als das Glas. Die Öffnung des Motors weitet sich also stäker als das Dampfdurchführungsrohr. Dieses rutscht nun, vom Vakuum angezogen, ein Stückchen weiter in die Öffnung hinein.

Bild 3:
Ist die Arbeit am Rotationsverdampfer beendet und kühlen also alle Materialien wieder ab, so zieht sich das Metall des Motors wiederum stärker zusammen als das Glas und packt dieses deshalb wie eine Zange fest.

Um die Teile trennen zu können, muss man die Zange wieder lösen, was am besten durch erneutes Erwärmen geschieht.

Legen Sie den ausgebauten Motor samt Welle in einen Trockenschrank. Heizen Sie nur milde auf etwa 50 °C auf! Nach 30 Minuten lassen sich beide Teile leicht voneinander trennen.

Nicht nur eklig sondern ein Schaden

Wenn Öl aus dem Motor tritt, wird es meist aus dem Motorblock herausgesaugt oder durch eingedrungene Lösemittel herausgespült. Oft ist das die Folge eines Dichtungsschadens. Wenn Sie nichts unternehmen, ist demnächst der Motor defekt.

Reinigen Sie die ölverschmierten Flächen und tauschen Sie die Dichtung!

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